Testbericht von Christoph Keller
Vandy Vape hat sich schon recht früh als die MTL-Renaissance sich ankündigte, in entsprechenden Verdampfern engagiert. Gestartet hatte man mit dem Berserker MTL, der bereits 2018 auf den Markt kam. Für mich persönlich waren bisher alle Berserker zu sehr im Mainstream verankert, entsprechend wurden sie auch gehyped, wiesen jedoch gleichzeitig immer wieder Mängel auf, die von anderen Herstellern längst beseitigt waren.
Mit dem neuen Berserker V2 hat man sich nun wohl intern darauf geeinigt, inzwischen üblich gewordene und durchaus sinnfällige MTL-Konstruktionsmerkmale zu integrieren und somit dafür gesorgt, dass der neueste Spross der Berserker-Familie bei den üblichen Verdächtigen, die das Feld qualitativ anführen, mitreden kann.
Ein Blick zurück
Bereits als der erste Berserker auf den Markt kam, gab es von Augvape den Merlin RTA. Dieser kam von Haus aus mit wechselbaren Airflow-Inserts unter der Coil, hatte außen einen monumentalen Airfloweinlass und konnte mit seiner sehr gut funktionierenden Liquid-Kontrolle und der Gesamtkonstruktion auf ganzer Linie überzeugen. Ich benutze den Merlin heute noch, er war und ist ein Meilenstein, was MTL-Kultur und Geschmack angeht.
Umso mehr verwunderte es mich bereits damals, dass der erste Berskerker keines dieser Konstruktionsmerkmale mitbrachte. Dazu gab es Probleme mit dem Nachfluss, der Verdampfer siffte gern und war auch geschmacklich nicht mehr als irgendwo im Mittelfeld anzusiedeln. Seinen dennoch eingetretenen großen Erfolg sehe ich eher im Blasenhype begründet als in wirklichen Stärken. Der Nachfolger, der Berserker V1.5 war im Großen und Ganzen keine wirkliche Weiterentwicklung, noch immer verließ man sich auf eine Airflow, die entgegen den Regeln der Luftkompression von außen einzustellen war. Beide Berserker, V1 und V1.5, die beide 24 mm Durchmesser hatten, gab es auch in einer Mini-Version mit 22 mm. Und hier hatte mich die Mini-Ausgabe der 1. Version schon mehr überzeugt. Vielleicht lag es an der kleineren Kammer? Ich weiß es nicht, jedenfalls finde ich den Berserker Mini auch heute noch recht gut.
Praktisch parallel zu den RTAs gibt es auch zwei RDA-Versionen (Tröpfler) des Berserker, die beide seltsamerweise mit wechselbaren Airflow-Inserts ausgestattet sind. Wieso man dort diesen Weg ging während man die Airflow in der RTA vor sich hin dümpeln ließ, werde ich nie verstehen.
Dazu abschließend merke ich an, dass ausnahmslos alle Berserker eine sehr ansprechende Optik besitzen, das ist vielleicht auch ein Grund für den großen Erfolg.
Up to date
Mit der neuen Version 2 gewinnt man den Eindruck, dass – lieber spät als nie – die Vandy Vape-Konstrukteure ein bißchen nach links und rechts die Mitbewerber beobachtet haben. Inzwischen noch einen MTL-Verdampfer heraus zu bringen, der dem Benutzer suggeriert, dass der Zugwiderstand das Wichtigste an einem MTL-Verdampfer sei und noch dazu von außen eingestellt werden könnte, würde ich schon als ignorant und fahrlässig betrachten – wenngleich es das noch immer gibt. Das wesentlichste Merkmal eines guten MTL-Verdampfers ist letztendlich die Kühlung der Coil mit einer relativ geringen Luftmenge, die gleichzeitig auf ihrem Weg von außen nach innen stark beschleunigt (komprimiert) werden muss. Funktioniert dies nicht, äußern sich die Folgen in einem zu warmen Dampf, einem zu warmen Verdampfer, flachem Geschmack und vor allem in einem unbefriedigenden Zugverhalten. Der zuverlässigste Weg, all diesen Negativmerkmalen zu entgehen, ist eine Verengung des Luftkanals von außen nach innen, wobei der Druchmesser des Luftauslasses unter der Coil für den Zugwiderstand verantwortlich ist. Gleichzeitig darf der äußere Einlass sehr großzügig bemessen sein, umso besser funktioniert es mit der Kompression; das alles sind Merkmale, die in guten MTL-Verdampfern inzwischen zum Standard gehören. (Wen das Thema noch etwas mehr interessiert, dem empfehle ich die Lektüre meines Artikels „MTL-Grundlagen“ hier in unserem Shop unter „Wissen“ und dort „Grundlagen“.)
Langer Rede kurzer Sinn: das Prinzip einer variablen Airflow unter der Coil wurde im Berserker V2 endlich umgesetzt. Auch das Design wurde überarbeitet und mutet etwas schlichter und eleganter an; ferner hat man sich einen neuartigen Verschluss für die Topcap erdacht, den ich so vorher noch nirgends gesehen habe. Und letztlich bekam der Bersi V2 einen Lieferumfang spendiert, der sich sehen lassen kann. Aber zu alldem kommen wir noch im Detail.
Was ist in der Packung?
Bereits beim Öffnen der sehr ansprechend konzipierten Verpackung ereilte mich ganz überraschend ein positives Gefühl. Normalerweise sinniere ich nicht über Pappkartons, aber in diesem Fall spricht mich der Pappkarton einfach an. Auch, dass man ihn recht einfach öffnen kann, ohne sich wie bei denen einiger Mitbewerber die Fingernägel oder gleich die Finger zu brechen, fiel mir sofort sehr positiv auf. Im Innern strahlt einem dann sofort der hochwertig anmutende Verdampfer in seinem Samtbettchen entgegen, mitsamt einem PEI-Ersatzglas und zwei zusätzlichen Driptips. Mein erster Eindruck: wow! Wenn man diese Präsentation mit derjenigen deutlich kostspieligerer Produkte europäischer Herkunft vergleicht…
Wem das vorinstallierte Echtglas nicht zusagt, kann mit dem beigefügten PEI-Tankglas das Design wieder ein bißchen anpassen – das bleibt Geschmackssache. Eine willkommene Alternative, zudem ohne Aufpreis, ist das alternative Tankglas allemal.
Nachdem man alle größeren Bestandteile aus der Packung genommen hat, gewinnt man Zugang zu den üblichen Plastiktütchen mit Ersatz-O-Ringen, einem kleinen Schraubendreher (blau) sowie zwei Coils, natürlich zwei Claptons. Ich würde mich ja freuen, wenn einige Hersteller es mal schaffen würden, als „Mustercoils“ zu einem vermutlich guten MTL-Verdampfer einfach zwei schlichte Runddraht-Coils mit 2,5 mm meinetwegen in Edelstahl, Ni80 oder Kanthal dazu zu legen. Insbesondere beim ersten Testen spendiere ich einem Verdampfer mitnichten irgendwelche Claptons. Das nun zusätzliche Tütchen beinhaltet noch die austauschbaren Airflowinserts – also hier im Unterschied zu anderen Produkten eben im Lieferumfang enthalten.
Ales in allem kann man also hier von einem mehr als großzügigen Lieferumfang sprechen.
Die „neue“ Airflow
Okay, für einen geschulten MTL-Dampfer ist das keine neue Airflow, aber für das Produkt als Berserker RTA schon. Unter der Coil gibt es eine Fassung, in der ein austauschbarer Airflow-Insert sitzt. Andere Hersteller bewerkstelligen dies über schraubbare Pins (von oben oder von unten), durch austauschbare Pluspolpfosten oder ähnliche Konstruktionen. Beim Berserker V2 lassen sich diese kleinen Einsätze aus Peek (Polyetheretherketon) auch bei verbauter Coil sehr einfach entnehmen und wieder einsetzen. Man kann also wirklich verschiedene Auslassdurchmesser für sich selbst ohne größere Umstände austesten. Hat man dann seinen präferierten Zugwiderstand und das passende Dampfgefühl gefunden, wird man den entsprechenden Insert wohl im Verdampfer belassen. Teilweise bemängelt wurde hier schon, dass diese kleinen Inserts nicht aus Metall, sondern eben aus Kunststoff sind. Ich denke, die Materialwahl ist hier einer etwas kostengünstigeren Fertigung geschuldet. Einen echten Minuspunkt sehe ich an der Stelle jedoch nicht, da der Schmelzpunkt von Peek mit 343°C so hoch liegt, dass er im normalen Gebrauch nicht erreicht wird und da man nicht täglich die Teile 20mal auswechselt, wird es auch keinen nennenswerten Verschleiß geben; abgesehen davon, dass sogar hochpreisige Verdampfer ganze Verdampferkammern aus Peek besitzen, zum Beispiel der Dvarw 16.
Wenn man nicht gerade eine frische Coil im Abstand von 1mm bis zur Weißglut ausglüht, werden hier keine Probleme entstehen. Wer ganz sicher gehen will, nimmt den Einsatz zum Ausglühen eben kurzfristig heraus, was eben keine Umstände macht.
Was mir sehr gut gefällt, ist, dass auf jedem Einsatz der Auslassdurchmesser gut lesbar an der front eingraviert ist. Erstens sieht man damit sofort, was man greifen muss und zweitens hat man beim Öffnen des Decks sofort vor Augen, was gerade verbaut ist – sollte man sich nicht genau erinnern können. Das ist ein kleines aber sehr wirkungsvolles Detail, das zeigt, wie effizient sich solche Kleinigkeiten auswirken können.
Zur Auswahl stehen folgende Auslassdiameter:
- 0,8 mm
- 1,0 mm
- 1,4 mm
- 1,6 mm
- 2,0 mm
- 2 x 1,0 mm
Hier sollte für jeden etwas dabei sein, wenngleich sich hier keine Optionen für etwa einen restriktiven DTL-Zug (Direkt in die Lunge inhalieren) bieten. Das ist in meinen Augen kein Minuspunkt: lieber einen dezidierter Einsatzbereich abzudecken als nur halbherzig auf mehreren Hochzeiten tanzen zu wollen, ziehe ich allemal vor.
Offensichtlich ist zumindest, dass von einem wirklich straffen Zug bis zu einem halbwegs offenen MTL alles im Repertoire ist.
Gleichzeitig ist der äußere Airfloweinlass etwas konventionell über eine Reihe von Lochöffnungen (ca. 1 mm) realisiert, die übergangslos eingestellt werden können. Hier lassen sich also weitere Details regulieren. In meinen Augen ist das noch immer ein Zugeständnis an vergangene Tage, da hier die Einstellung einer nicht funktionierenden Airflow ohne weiteres möglich ist: beispielsweise innen 2,0 mm und außen nur eine Öffnung, das wird kaum eine effektive Luftkompression erlauben.
Aber wie dem auch sei, Tatsache ist, hier liegt für einen Berserker RTA erstmals eine Airflow vor, die dem Namenszusatz „MTL“ nicht nur entspricht, sondern auch hervorragend funktioniert. Mit den verfügbaren Einsätzen wird so ziemlich jede MTL-Dampferin und jeder -dampfer seine Vorstellung eines für sie/ihn passenden Zuges umsetzen können.
Topcap und Befüllung
Etwas innovativ empfinde ich auch den Verschlussmechanismus der Topcap, die zudem wie eine Haube den oberen Teil des Tanks umschließt. Über einen Bajonettverschluss, ganz ähnlich dem des Taifun GX, kann die Haube mit einer leichten Drehung sehr einfach abgenommen werden.
Zu Beginn etwas irritierend ist jedoch die Drehrichtung: zum Öffnen muss man im Uhrzeigersinn drehen, also in der gleichen Richtung, in der man den Tank auf den Akkuträger schraubt. Dies führt dann natürlich dazu, dass man die Haube abdreht, wenn sich beim Aufschrauben des Verdampfers auf den Mod der erste Widerstand einstellt. Aber das ist reine Gewöhnungssache: fasst man den Verdampfer am unteren Teil an, um ihn auf den Akkuträger zu bringen, funktioniert alles wie gewohnt. Sitzt er dann fest, lässt sich die Topcap sehr einfach bedienen.
Befüllt wird der Berserker V2 von oben, wobei an den Einfüllöffnungen zwei kleine Laschen als Auslaufsicherung fungieren. Man führt also die Flaschenspitze durch diese Schlitze um zu befüllen. Es gibt die gleiche Konstruktion beim Mesmerize 2, wo sie allerdings der vertikal angebrachten Befüllöffnung geschuldet ist. Hier erschließt sich mir der Sinn nicht so ganz. Wer will, kann den gesamten oberen Silikoneinsatz auch durch einen anderen, beiliegenden ersetzen, der einfach nur Öffnungen ohne diese Abschlüsse hat. Ich habe beide ausprobiert, ein Auslaufen oder Siffen ist bei keiner Alternative festzustellen. Im Gegenteil, ich habe den Eindruck, dass der Nachfluss in der Kammer mit der offenen Version besser funktioniert.
Abtropfspitzen
Im Lieferumfang des Berserker V2 befinden sich ganze 3 (drei) Abtropfspitzen, ein tolles Wort, das im englischen „Drip Tip“ heißt. Nebenbei bemerkt würde ich so ein Bauteil ja einfach „Mundstück“ nennen, aber unter Dampfern – auch vor dem internationalen Kontext der Geräte – ist es eben üblich, möglichst viel englisch oder denglisch in den Sprachgebrauch einzuarbeiten. (I understand only railway station.)
Wie dem auch sei: der Berserker kommt mit tatsächlich drei unterschiedlichen Drip Tips, was ihn mir noch sympathischer macht. Nicht nur, dass man damit einen großen Einfluss auf das Design hat, auch die unterschiedlichen Vorlieben nach wahlweise wärmerem oder kühlerem Dampf lassen sich damit ohne weitere Zukäufe umsetzen. Vor dem Hintergrund, dass man für einen aktuellen Verdampfer griechischer Herstellung ein „erst“ passendes MTL-Driptip zukaufen muss, stellt sich hier im Gesamtkontext die eine oder andere Frage…
Verarbeitung, Material und Anmutung
Das schlagende Argument an der Stelle, das ich leider immer noch viel zu oft höre, ist die hochwertige Fertigung in Europa und die minderwertige Fertigung in China – wenn es nur so wäre! Schon beim ersten Anblick des Berserker V2 in der Packung wird man seiner edlen Anmutung gewahr. Auseinanderschrauben, wieder Zusammensetzen, Wicklung, allgemeine Bedienung, all das läuft auf sehr hohem Niveau. China ist eine Weltmacht und hat Fertigungsstandards (übrigens häufig mit importiertem Stahl aus Europa), deren Qualität zumindest bei ernstzunehmenden Herstellern in meinen Augen kaum Wünsche offen lässt. So auch beim Berserker: Verarbeitung und Material sind vom Feinsten.
Über die Maße kann man geteilter Meinung sein: 24 mm ist für einen kleinen MTL-Verdampfer schon ein bißchen „breit“, aber vielleicht liefert Vandy Vape in guter Tradition noch einen Berserker V2 Mini nach.
Dampf und Geschmack
Auch der Berserker V2 beherbergt das sehr beliebte Genesis-Deck (ähnlich wie die Sirens, der Rose oder Ares) und ist am Wickeldeck mit den entsprechend einseitigen Velocity-Pfosten bedacht. Es mag sein, dass hier geschmacklich ein bißchen was auf der Strecke bleibt, aber rein subjektiv kann ich das nicht bestätigen.
Der Berserker V2 dampft sich ungemein smooth, ruhig und unaufgeregt (gegenteilig zu seinem Namen). Dabei liegt er geschmacklich durchaus sehr weit vorne. Der Dampf hat eine angenehme Konsistenz und ist sehr weich. Flash und Geschmack lassen sich bei dieser Art des Decks sehr gut regulieren, wobei die wirklich optimale Airflow-Konstrution zweifelsfrei ihren Teil beiträgt.
Mich überzeugt die Version 2 als erster Berserker RTA überhaupt auf ganzer Linie. Es macht Spaß ihn zu dampfen, er schmeckt hervorragend, bereitet keine Probleme, er sifft nicht, blubbert oder röchelt nicht – es stimmt einfach alles. In meinen Augen hat Vandy Vape hier viel aus den Vorgängermodellen gelernt und entsprechende Modifikationen sehr bewusst umgesetzt.
Fazit
Aus meiner Sicht ist der Berserker V2 dankenswerterweise eben nicht „noch ein“ MTL-Verdampfer, sondern der vorläufige Schlußpunkt einer zwei Jahre dauernden Entwicklung, in die mit Sicherheit viel Aufmerksamkeit eingeflossen ist. Der Berserker V2 ist ein ausgewachsener, ehrlicher MTL-Verdampfer, der Vandy Vape endlich in die höheren Sphären ernstzunehmender Hersteller dieser Geräteart befördert.
Mir gefällt insbesondere das schmucke Design des Verdampfers, dass sich in seiner Schlichtheit sehr gut auf entsprechende Akkuträger einpasst, wie zum Beispiel dem Ambition Mods Easy Side: hier bilden beide Geräte schon praktisch eine optische Einheit.
Das Dampfen selbst mit dem Berserker V2 spricht mich sehr an, sowohl vom Zugverhalten wie vom Geschmack her. Eigentlich alles an diesem Produkt überzeugt mich persönlich so sehr, dass ich durchaus bereit wäre, einen höheren Preis als den, der aufgerufen ist, für die hier gebotene Qaulität und das, was man bekommt, zu zahlen. Am Ende bleibt dann damit das Pünktchen auf dem „i“: das Preis-/Leistungsverhältnis: MTL auf diesem Qualitätsniveau, mit dieser Ausstattung und zu diesem Preis dürfte so ein bißchen die Richtung des Marktes in naher Zukunft zeigen.
© Text und Bilder 2020 by Christoph Keller • Das Kopieren, Weitergeben und/oder die sonstige Verwendung dieses Textes oder der enthaltenen Bilder, ganz gleich in welcher Form, auch auszugsweise, ist ohne Erlaubnis des Urhebers untersagt.
Das Verlinken zu diesem Review ist jedoch erlaubt und erwünscht.