Testbericht von Christoph Keller
Noch ein Topcoiler? Nein, weit mehr als das!
SmokerStore bedient neue Produkte wesentlich seltener als zum Beispiel chinesische Hersteller; das liegt hauptsächlich daran, dass man sich in der deutschen Qualitätsschmiede einfach sehr viel Mühe gibt, nicht einfach ein „neues“ Produkt zu emittieren, sondern wirklich etwas Neues auf die Beine zu stellen.
Dabei legt der Konstrukteur Oliver Simon augenscheinlich äußersten Wert darauf, in jedem Fall eines neues Verdampfers etwas zu präsentieren, was die DampferInnen-Gemeinde so ein bißchen in Aufruhr versetzt. Im Falle des nach langer Ankündigung nun verfügbaren Taifun GX gibt es zwei wesentliche Parameter, die es hier zu beachten gilt: das Design und die innovative Konstruktion eines Topcoil-Verdampfers. Beides – soviel lässt sich bereits jetzt sagen – polarisiert die Konsumenten mehr, als dies Vorgänger wie der Taifun GTIV oder der GTR vermochten.
Eine etwas spezielle Review-Situation
Bezüglich der Erstellung von Reviews wurden drei Youtube-Reviewer und ein Schreiberling gebeten, den Taifun GX auf Herz und Nieren zu prüfen. Alle erhielten das (obskure) Objekt der Begierde am Dienstag vor dem Verkaufsstart und konnten gleichzeitig ihre Testmaßnahmen durchführen. Rechtzeitig zum Verkaufsstart am Samstag, dem 30. Mai 2020, waren dann in der Nacht davor auch die drei Youtube-Videos online. Der Schreiberling in der Riege bin ich und ich komme mit meinem Testbericht als letzter um die Ecke. Ich war nicht so schnell wie die anderen drei, einfach weil es mir wichtig ist, den Taifun GX sowohl aus DTL als auch MTL-Sicht unter die Lupe zu nehmen; und während ich hier schreibe, bin ich noch immer nicht am Ende.
Ich wollte mir viel Zeit lassen, um für mein Gefühl eine ausreichende Grundlage zu haben, den Verdampfer möglichst objektiv zu beschreiben. Der Gesamtsituation entsprechend habe ich mich jedoch entschieden, meine Review hier etwas anders aufzubauen, als gewohnt. Zum vierten Mal die Konstruktion in jedem Detail zu erläutern, das werde ich mir sparen. Ich werde mich auf einige grundsätzliche Überlegungen zum Taifun GX beschränken und verweise für den Beleg der technischen Merkmale auf die hervorragenden Videos der drei Kollegen.
Topcoiler oder Topcoiler?
Es könnte zwei Gründe geben, momentan einen Topcoil-Verdampfer auf den Markt zu bringen. Der erste Grund wäre, dass diese Verdampferart gerade sehr angesagt ist, der zweite, dass es eine Herausforderung wäre, eine Variante zum Thema zu bringen, die die wesentlichen Schwachpunkte der Spezies einschränkt oder gar eliminiert. Der erste Grund wäre in meinen Augen purer Opportunismus, allenthalben zu beobachten an der Flut von Topcoilern, die mich persönlich inzwischen eher langweilen, zumal alle irgendwie gleich oder zumindest ähnlich sind. Leider ist es wie immer in der Szene: eine Produktart hat Erfolg und plötzlich schießen Massen davon wie die Pilze aus dem Boden, weil man an der Stelle eben mitverdienen will. Was zum Beispiel im Zuge der MTL-Renaissance allein an mittelmäßigen und nicht zu Ende gedachten MTL-Verdampfern auf den Markt kam, ist nach meinem Dafürhalten schon eher peinlich als erfreulich.
Aber zurück zu den Topcoilern: seit Brunhilde das Format in den Massenmarkt übertragen hat, ist die Auswahl nach den bis dahin verfügbaren, höherpreisigen Produkten wie beispielsweise dem Corona drastisch angestiegen. Die Frage, warum sich SmokerStore nun hier mit einfliessen lassen will, denke ich dahingehend beantworten zu können, dass im Falle des Taifun GX eher die oben genannte zweite Begründung die Triebfeder war. Denn der Taifun GX setzt sich klar von den Mitbewerbern ab – überrascht?
Physik und eine Herausforderung für die Topcoildampfer
Auffällig ist, in welcher Konsequenz einige Hersteller immer wieder neue Produkte auf den Markt bringen, aber dennoch keine Lösung für ein bestehendes Problem in der Konstruktion anbieten. Der größte Schwachpunkt eines Topcoilers, der ja im Grunde nichts anderes ist als ein Tröpfler mit Tank (RDTA = Rebuildable Dripping Tank Atomizer), ist die Tatsache, dass er ausläuft, so man ihn beispielsweise hinlegt. Das ist an sich kein Schwachpunkt, sondern ein Effekt der Konstruktion selbst – solange man sie nicht zu Ende denkt.
Damit das Liquid sich von unten aus dem Tank nach oben an die Watte bewegt, bedient man sich der sogenannten Kapillarität, ähnlich wie in den Adern eines Baumes (dort ist es das Wasser, das den Baum versorgt) strebt unser Liquid durch die engen Kanälchen der Dochte oder der Meshröllchen nach oben zur Watte. Dabei wird das Liquid natürlich immer weniger, was grundsätzlich dafür sorgt, dass im Tank nach und nach ein Unterdruck entsteht, der ab einem gewissen Punkt das Liquid quasi festhält. Durch den Umstand, dass an den Austrittsöffnungen der Dochte oben am Deck kleine Undichtigkeiten bestehen, kann dort allerdings Luft in den Tank eindringen, bzw. angesaugt werden, was den Unterdruck verhindert. Genau dieser Punkt hat zwei wesentliche Aspekte: erstens gibt es keinen Nachfluss, sollte dieser Übergang vollkommen dicht sein; zweitens tritt genau dort eben das Liquid aus dem Tank aus, wenn der Tank liegt oder auf dem Kopf steht.
Manchen Benutzern von Topcoilern ist dieser Zusammenhang nicht klar: sie stopfen die Watte derart fest auf die Dochte, dass sie dort praktisch als Abdichtung wirkt und wundern sich nachher, dass das Liquid nicht sauber nachfliesst; kann es ja eben nicht, vollkommen gleichgültig ob man die Dochte auskocht, im Vollmond beatmet oder sie entkernt, was ich persönlich bei frischen Kirschen lieber tue. Der Verdampfer ist dann zwar einigermaßen dicht, was Auslaufen betrifft, dampfen kann er aber auch nicht vernünftig. Wie man es wendet und dreht: entweder funktioniert der Topcoiler sauber, dann läuft er aus; oder er läuft nicht aus, funktioniert dann aber nicht richtig.
Physik und ihr Nutzen für die Topcoildampfer
Der Taifun GX macht den Job nun auf eine ganz andere Weise: er hat erstmals eine Tankent- bzw. -belüftung als eigenen Luftkanal, der durch den Benutzer einstellbar ist. Öffnet man diese Belüftung, wird dafür gesorgt, dass dem Unterdruck im Tank bei abfließendem Liquid entgegengewirkt wird. Gleichzeitig ist der Liquidaustritt an der Deck-Unterseite um die Dochte herum per O-Ringen abgedichtet. Hier tritt also weder Luft von außen in den Tank ein, noch Liquid von innen um die Dochte herum aus.
Das heißt, dass Liquid gefördert werden kann, kein Unterdruck entsteht und dadurch der Nachfluss grundsätzlich gewährleistet wird. Schließt man nun diese Tankbelüftung, ist der Tank vollkommen dicht. Es tritt also nun auch dann kein Liquid aus, wenn man den Taifun GX hinlegt oder auf den Kopf stellt, da keine Luft eintreten kann und somit die bestehenden Druckverhältnisse im Tank nicht geändert werden können.
Wer will und ein einfaches 10ml-Fläschchen zum freien Gebrauch übrig hat, kann den Sachverhalt einfach mit einem kleinen Experiment nachvollziehen: man füllt das Fläschchen mit Wasser und stellt es auf den Kopf. Dabei wird man feststellen, dass das Wasser, wenn überhaupt, sehr zaghaft aus der Spitze austritt, eben weil darüber in dem Hohlraum ein Unterdruck entsteht, der das Wasser zurück hält. Schneidet man nun mit einem scharfen Messer das Fläschchen ein, wird das Wasser sofort schneller austreten, weil kein Unterdruck mehr entstehen kann. Genau dieser Umstand ist beim Taifun GX auf beeindruckende Weise umgesetzt.
Es ist also für den Nachfluss von großem Nutzen, dass diese Belüftung im GX existiert. Aber wozu benötigt man nun eine „Entlüftung“? Ganz einfach: stellen wir uns vor, der Tank wäre absolut dicht, was durch die O-Ringe an den Dochten gewährleistet ist. Nun wollen wir über die Befüllöffnung an der Seite Liquid einfüllen. Aber wo soll das Liquid hin? Der Tank ist bereits mit Luft gefüllt. Durch Öffnen der Belüftung kann die Luft mit eintretendem Liquid entweichen und Platz machen. Andernfalls könnten wir drücken wie die Blöden, um vielleicht zum Zeitpunkt t+1 zu beobachten, wie die ausweichende Luft an den Dochten die O-Ringe abhebt oder das Liquid einfach seinen Weg über das Äußere des Verdampfers über den Akkuträger sucht.
Fassen wir zusammen – die Öffnungen zur Tankbe- und entlüftung stellen eine beeindruckende Innovation hinsichtlich der konventionellen Konstruktionsproblematik der Topcoiler dar:
- Erstens läuft der Taifun GX bei geschlossener Belüftung nicht aus.
- Zweitens gibt es bei geöffneter Belüftung keine Nachflussprobleme.
- Drittens funktioniert die Befüllung sauber, da dann automatisch eine kleine Öffnung neben der Befüllöffnung für ausreichende Entlüftung sorgt.
Liquidviskosität und passende Maßnahmen
Hinsichtlich des Nachflusses des Liquids spielt die Viskosität des jeweilig eingefüllten Liquids eine beträchtliche Rolle – und natürlich auch bei der Frage, wieviel Liquid überhaupt fliessen soll, bzw. muss. VG-lastiges Liquid ist zähflüssiger als PG-lastiges. Das bedeutet, dass der Nachfluss darauf abgestimmt sein sollte. Die Berücksichtigung dieser Parameter ist im Taifun GX durch zwei verschiedene Basen bedacht.
Eine bietet Luftaustauschöffnungen mit einem Durchmesser von 1,0 Millimetern, die andere diese Öffnungen mit 1,2 Millimetern Durchmesser. Zäherem Liquid und entsprechend größeren Mengen beim DTL-Einsatz (Direkt zur Lunge-Inhalieren) tragen die etwas größeren Öffnungen Rechnung. Zusätzlich ist bei dieser Base die Tankbelüftung immer offen, wohingegen sie bei der Base mit den 1,0mm-Öffnungen auch geschlossen werden kann; beispielsweise beim MTL-Einsatz (Mund-zur-Lunge-Inhalation).
Das bedeutet, dass sich der Taifun GX je nach Einsatz recht zielführend anpassbar zeigt. Der Vorteil in der DTL-Einstellung (Belüftung offen) kann nämlich im MTL-Einsatz zu einer Übersättigung der Watte und zu entsprechenden, nicht erwünschten Begleiteffekten wie Blubbern, Flutung des Decks oder Siffen führen. Umgekehrt wird bei geschlossener Belüftung der Liquidnachfluss im DTL-Einsatz unbefriedigend ausfallen.
Hier ist davon auszugehen, dass die Unterschiede in der Konstruktion umso wichtiger zu Buche schlagen, je extremer der Einsatz ist. Es gibt durchaus Dampfer, die Liquid mit 90% Glycerin oder noch mehr dampfen genauso, wie Dampfer die 70% Propylenglycol bevorzugen. Aus meiner Sicht wird in den extremen Viskositätsgraden der Einsatz des passenden Decks umso sinnfälliger. In meiner eigenen Testaktivität mit den Liquids, die ich benutze (50/50 oder 70VG/30PG), hat die Base mit den 1,0 mm-Öffnungen hervorragend funktioniert, sowohl für DTL wie für MTL. Natürlich spielt auch die Leistung, die man einsetzt, bzw. die Verdampfungsmenge eine Rolle, wobei hier der Taifun GX aufgrund seines Konzeptes von vorn herein Grenzen setzt.
Modularkonstruktion für sonst feststehende Vorgaben
Im vorhergehenden Abschnitt habe ich die beiden unterschiedlichen Basen bereits erwähnt. An der Stelle ist beachtenswert, dass der Taifun GX eben die „Base“ und das „Deck“ (Wickeldeck) als einzelne Einheiten bereit stellt. Das heißt, nach Lösung der Pluspolschraube im 510er-Anschluß, die den Pluspfosten im Single-Coil-Wickeldeck hält, lässt sich das Deck von der Base trennen. Dann ist also der Austausch der beiden unterschiedlichen Basen möglich. Zugleich lassen sich in dieser demontierten Form die sogenannten Airdisks in der Base austauschen.
Die Airdisks sind kleine Edelstahlscheibchen, wenn man so will, die in verschiedenen Ausführungen bereitstehen, um jeweils unterschiedliche Durchmesser für den Luftauslass an der Coil zu ermöglichen. Hierbei ist es möglich, in Tradition zu GTIV und GTR auf beiden Seiten der Coil sowohl unterschiedliche Öffnungen als auch gleiche zu installieren.
Zur Auswahl stehen in meinem Testsortiment die Durchmesser 0mm (also geschlossen, natürlich nur für eine Seite) | 1 x 1,2 mm | 1 x 1,5 mm | 3 x 1,2 mm und 3 x 1,8 mm. Letztere sind beim Kauf des GX vorinstalliert im Lieferumfang enthalten, die anderen Airdisks sind optionales Zubehör.
Wie bereits erwähnt lassen sich die Airdisks im demontierten Zustand des Wickeldecks und der Base tauschen, womit die Anpassung an die eigenen Vorlieben möglich ist. Wer will, kann die Airdiks für den im Taifun GX maximal offenen Zug auch weglassen – was für mich selbst die beste Lösung im DTL-Einsatz ist.
Die äußeren Airflow-Einlässe sind in jedem Fall groß genug, um einerseits einen restriktiven DTL-Zug zu ermöglichen als auch im MTL-Einsatz bei beispielsweise 2 x 1,2 mm Durchlass eine angenehme Luftkompression zu gewährleisten.
Hat man das Wickeldeck von der Base abgehoben, präsentiert sich eine weitere Eigenart des Taifun GX: die tieferliegenden Wattetaschen um die Dochte herum. Hierbei handelt es sich um kleine Wattewannen, in die man – vor der Anbringung der Wicklung im Deck – eine kleine Wattemenge zur Unterstützung des Liquidflusses und zur zusätzlichen Abdichtung an den Dochtaustritten verlegen kann. In den Videos wird fleißig von dieser Option Gebrauch gemacht, ich selbst habe dort nichts verlegt, sondern beim Wickeln einfach die Watte von oben leicht auf die Dochte gelegt. Insbesondere bei höheren Leistungen wird es nützlich sein, die unteren Wannen mit Watte zu versorgen, um dort einen Liquidpuffer und damit einen besseren Nachfluss zu haben. Im MTL-Einsatz sehe ich indes keinen Vorteil.
Abschließend sollte bezüglich der technischen Besonderheiten des Taifun GX noch das kleine aber feine Detail der Liquidbefüllungsöffnung Erwähnung finden. Die Öffnung ist in Form und Größe hervorragend gewählt; so gut wie jede Liquidflaschenspitze lässt sich hier ansetzen. Durch die konische Form nach innen ist mit ein wenig Druck ein dichter Anschluß gewährleistet. Zusammen mit der direkt daneben befindlichen Luftöffnung (die allerdings optisch durch den Einstellring verdeckt ist) lässt sich der Taifun GX mit allen Liquidarten sehr sauber und schnell befüllen. Dass man dazu nichts abschrauben oder beiseite legen muss, trägt ein Übriges zu diesem Komfort bei.
Was passiert weiter oben?
Die bisherige Betrachtung des Taifun GX bezog sich auf die innovativen Konstruktionsmerkmale wie die Tankbelüftung, das zweigeteilte Deck, die austauschbaren Airdisks in dieser Form sowie die Auflösung systemischer Schwachpunkte in einem RDTA.
Ich möchte fast sagen, dass in der Ebene darüber, nämlich in der eigentlichen Verdampfersektion, kaum Innovation oder spezielle Konstruktion vorhanden ist, sieht man von den Airflowausgängen ab. Zumindest fällt mir hier auf den ersten Blick nichts auf.
Das Wickeldeck erinnert stark an das des GTIV, wobei aufgrund des geringeren Gesamtdurchmessers von 23 mm alles etwas enger ist. Eine dezidierte MTL-unterstützende Innenwölbung der Pfosten wie beim GTR liegt nicht vor und die Airflowauslässe liegen im Gegensatz zum GTIV symmetrisch unter der Coil. Hier offenbart sich dann auch der vorgesehene Einsatzbereich des Taifun GX: die Bandbreite zwischen einem nicht zu geschlossenen MTL bis zu einem nicht zu offenen DTL, wobei eben die Ausmaße wie auch die Kammerkonstruktion in beiden Richtungen die Grenzen klar definieren. Ein wirklich straffes MTL ist genauso wenig umzusetzen wie ein sehr offenes DTL mit hohen Leistungen; die Airflow ist praktisch für eine Spezialanwendung in extremer Richtung nicht ausgelegt.
Um ehrlich zu sein, hat mir dieses Grundkonzept schon vor dem Test nach den ersten Blicken ins Innenleben des Verdampfers einige Mühe bereitet. Wohlgemerkt passt alles zusammen, erstens von der Produktdefinition seitens SmokerStore, zweitens von den Konstruktionsmerkmalen. Die berühmte eierlegende Wollmilchsau war hier nicht geplant und würde der Konzeption des Taifun GX als Begriff nicht gerecht werden. Das ändert nun aber nichts daran, dass ich persönlich eben eine klar, definierte Richtung bevorzuge: bei MTL möglichst das Zigarettenfeeling, bei DTL möglichst einen offenen Zug, bei dem mir die Dampfschwaden während des Durchgangs im Mund das Aroma des Liquids auf dem Silbertablett präsentieren. Ich liebe beides und bin deshalb auch beides gewohnt. Wer mich kennt, weiß auch, dass ich Geschmacksrichtungen in die beiden Kategorien aufteile: dunkle und tabakaffine Aromen mit MTL, Früchte, Kuchen etc. mit DTL.
Sehen wir uns also an, wir der Taifun GX seine Bandbreite umsetzt.
MTL oder DTL, das ist hier die Frage!
Konstruktionstechnisch lässt sich festhalten, dass aus meiner Sicht eben die Kammer als auch der obere Austritt für das Driptip von dem, was ich mir unter DTL vorstelle, weit entfernt sind. Ein restriktives DTL äußerst sich zunächst einmal in der Airflow-Konstruktion und weniger am Driptip. So gesehen tut die Airflow im DTL-Betrieb das, was sie soll. Dreimal 1,8mm auf zwei Seiten sind mir immer noch zu eng, so dass ein für mich befriedigendes DTL-Erlebnis erst bei Weglassen der Airdisks eintritt. Ich gehe davon aus, dass sich die meisten Dampfer in Sachen DTL-Verhalten beim GX an den GTIV erinnert fühlen. Nach meinem Empfinden sind die beiden sich im Zugverhalten recht ähnlich. Für mich zuletzt jedoch ausschlaggebend ist die RDTA-Konstruktion des GX, die eben grundsätzlich einem Tröpfler gleicht. Hier muss ich sagen, dass ich vom Geschmacksverhalten des GX überrascht war, denn es reicht für mich nicht an das heran, was ich aus einem Tröpfler gewohnt bin. Ich will den GX auch nicht mit dem GTIV vergleichen, denn der ist eben ein RTA. Der Vergleich mit einem Tröpfler oder anderen RDTAs ist für mich dementsprechend unabwendbar.
Beispiele zu nennen, verkneife ich mir hier. Aber ich habe mich wirklich bemüht, objektiv zu vergleichen, mit verschiedenen Liquids, verschiedenen Wicklungen, ja, ich habe sogar ein paar Claptons ausprobiert. Dabei kam an sich immer dasselbe heraus: der Geschmack ist gut bis sehr gut, nicht mehr und nicht weniger. Ich habe beim Dampfen immer das Gefühl, der GX will zwar, kommt aber irgendwie nicht so richtig in die Gänge. Dazu kommt, dass wirklich hohe Leistungen für mich mit dem GX nicht möglich sind, weil dann der Dampf und das Driptip unangenehm warm bis heiß werden. Aus meiner Sicht ist bei 40 Watt Schluß, höhere Leistungen versetzen den VD in einen für mich zu warmen Zustand. Gleichzeitig gibt es einfach zu wenig Luft.
Gut – dies alles entspricht letztlich dem Ansatz des GX, ein restriktives DTL bereit zu stellen. So gesehen alles im grünen Bereich. Allerdings gibt es auch andere RDAs oder RDTAs, die genauso ein restriktives DTL aber eine deutlich bessere Geschmacksauflösung liefern. Woran dies letztlich liegt, vermag ich nicht zu sagen, aber bei Betrachtung der Pfostenproportionen sehe ich eine gewisse Enge, die bei anderen RDTAs so nicht vorliegt. Allerdings lassen sich diese RDTAs dann auch wirklich überhaupt nicht für den MTL-Einsatz nutzen. Der Kompromiss an der Stelle mag für die Diskrepanz ausschlaggebend sein.
Kommen wir zum MTL-Einsatz. Hier will ich vorausschicken, dass bereits die Ausführungen von Klaus Jedelsky zur Position der doppelten Airflow in diagonaler Richtung die Fakten auf den Tisch legen: ein Herumprobieren mit der Höhe der Coil, um Geschmack oder Flash zu justieren, funktioniert bei dieser Airflow nicht. Ich will betonen, dass es sich dabei weder um die „Meinung“ von Klaus, noch um meine handelt, sondern einfach um Fakten. Interpretationen sind hier aufgrund der physikalischen Vorgaben wenig angemessen.
Es gibt im Grunde nur ein Position, in der die Luft mit entsprechender Kühlung auf die Coil trifft. Dies ist ein Effekt der Richtungsdiagonale. Dennoch: die kleinen Austrittsöffnungen an den Airdisks sind so konstruiert, dass bereits direkt beim Austritt eine gewisse Streuung eintritt. Dies führt dann zumindest dazu, dass die Airflow in der korrekten Position der Coil hervorragend funktioniert. Das war schon ein Kunstgriff bei der Airflow des GTR, wo die beiden Öffnungen eben nicht parallel nach oben sondern richtungsändernd und gebündelt wirken. Ähnlich ist es beim GX, aber eben nur ähnlich. Die optimale Position der Coil (am besten mit 2,5 mm) wird übrigens durch runde Aussparungen für die Wickelhilfe an den Kanten des Decks impliziert, wo die Wickelhilfe beim Anbringen der Coil eben aufliegen sollte. Von der Seite betrachtet lässt sich dann erkennen, wie optimal die Coil in Bezug auf die Ariflow-Austritte sitzt.
Darüber – also hinsichtlich der Verdampferkammer – sehe ich eine Glocke, die der eines von mir sehr präferierten MTL-RDTA sehr ähnlich ist, sowohl in Maß wie auch in Form. Und damit komme ich zur für mich stärksten Überraschung in dieser Testaktion: abgesehen von 1 mm mehr Durchmesser entsprechen die Proportionen des Taifun GX sehr stark denen eines der besten MTL-RDTAs, die ich persönlich kenne. Es mag ja sein, dass sowohl in Richtung offenes DTL als auch straffes MTL Grenzen gesetzt sind, aber gleichwohl sind die Restriktionen des Taifun GX in punkto MTL geringer als in der DTL-Richtung.
Im Vorfeld hatte mir schon ein lieber Kollege gesagt, der ein Vorserienmodell des GX unter die Lupe nehmen konnte, dass aus seiner Sicht der Taifun GX nicht wirklich MTL-fähig sei. Auch die Ausführungen von Klaus Jedelsky mitsamt seinen Begründungen, die ich absolut nachvollziehen kann, hat mich bis zuletzt in dem subjektiven (Vor)urteil gehalten, dass es vermutlich so ist. Entsprechend habe ich den Taifun GX in den ersten Tagen ausschließlich per DTL ausprobiert. Erst danach bin ich auf MTL umgestiegen.
Das, was sich hier nun gezeigt hat, traf mein Geschmacksempfinden aber nun derart ins Schwarze, dass ich den GX als MTL-Knecht seitdem kaum aus der Hand gelegt habe. Für mich ist er MTL-tauglich und das ohne Einschränkungen. Gut, ich könnte bemängeln, dass ich an der Coil-Position nicht herumexperimentieren kann. Aber was würde mir das bringen, wenn er so, wir er per „Vorgabe“ gewickelt werden soll, schon eine derartige Performance bietet? Das, was dem Taifun GX im DTL-Bereich fehlt, das macht er im MTL-Einsatz locker wett – rein subjektiv betrachtet.
Die Testerkollegen, die nur MTL dampfen, mögen ihn per DTL nicht testen, und so gestehe ich mir zu, ihn MTL nur so zu testen, wie ich MTL dampfe, eben nur mit dunklen, tabakähnlichen Aromen oder eben NET-Liquids (Natural Extracted Tobacco). Und in dieser Disziplin reihe ich den Taifun GX in die besten seiner Art ein – ohne Abstriche und ganz bewusst. Wie er per MTL nun mit einem Zitronenliquid schmeckt, oder ob er ein Waldmeister-Liquid auch so toll darstellt, weiß ich nicht. Das herauszufinden überlasse ich denen, die solche Liquids MTL dampfen, ich kann es nicht beurteilen.
Was das Zugverhalten angeht, okay, das ist schon recht offen, mit 2 x 1,2mm haben wir eine Entsprechung zu einer Öffnung von 1,7-1,8 mm, was für mich in Sachen MTL-Zugverhalten schon sehr offen ist. Eine Airdisk zu schließen, und nur einmal 1,2 mm zu nutzen, brachte mir kein befriedigendes Ergebnis. Dennoch: subjektiv würde ich nicht darauf kommen, dass die Airflow derart offen ist. Interessant wären zwei Airdisks mit jeweils 1,0 mm, dann landen wir bei ca. 1,5 mm im Gesamteffekt, was für mich persönlich noch sehr angenehm ist.
Zusammengefasst: im MTL-Modus mit 2 x 1,2mm-Airdisk bringt mir der Taifun GX einen ganz hervorragenden Geschmack, sehr intensiv, herrlich aufgelöst und mit einem gerüttelt Maß an Flash. Hier lässt sich auch mit unterschiedlichen Leistungen eine Menge abstufen.
Fazit
Was soll ich nun sagen? Ich bin zutiefst verblüfft und um ehrlich zu sein, auch etwas irritiert. In unserer Dampfmatiker-Facebook-Gruppe hatte ich letztens mal folgendes geschrieben: „Die Menschen sind so unterschiedlich, dass es im Grunde keinen Sinn hat, etwas zu verallgemeinern. Das sind oft noch nicht mal ‚Glaubenssätze‘, sondern tatsächlich persönliche Eindrücke. Man kann darüber diskutieren, aber letztlich braucht es ein Maximum an Toleranz, andere Eindrücke gelten zu lassen.“
Der Taifun GX hat für mich die Ära verbindlicher Meinungen endgültig abgeschlossen. Damit meine ich, dass es in meinen Augen keinen Sinn hat, mit einer Meinung anderen Menschen eine Entscheidungshilfe geben zu können. Für mich sind es letztlich nur Fakten, die zählen. Was genau Oliver Simon mit dem Taifun GX bezweckt hat, weiß ich nicht. Ich habe ihn auch ganz bewusst nicht danach gefragt, um eben nicht beeinflusst zu sein.
Ich glaube aber, einigermaßen erfasst zu haben, was den Taifun GX in punkto Innovation auszeichnet und was sein Einsatzgebiet sein könnte.
Der Taifun GX spricht ganz klar eine Klientel an, die Wert auf einen auslaufsicheren Topcoiler legt und die gewillt ist, sich mit dem Potenzial des Produktes auseinander zu setzen und vertraut zu machen. Dabei sehe ich die Freunde restriktiven DTLs, die schon den Taifun GTIV lieben, genauso im Blickfeld wie diejenigen, die ein kultiviertes, nicht zu straffes MTL auf hohem Niveau bevorzugen. Beide erhalten einen Verdampfer, der in seinem jeweiligen Einsatz überzeugt, gleichzeitig Merkmale aufweist, die ihn allein stellen (auslaufsicherer Topcoiler, regulierbarer Nachfluss etc.) und der letztlich ein Paradestück deutscher Ingenieurskunst darstellt, das allein durch seine Konstruktion faszinieren kann. Dass er dazu auch noch DTL sehr gut und im MTL-Modus betörend schmeckt, wird die meisten erfreuen.
Und ob sie oder er den kleinen Dampfknecht nun schön oder nicht schön empfindet, das darf jede und jeder für sich selbst entscheiden. Mir gefällt er, ich gebe ihn nicht mehr her.
© Text und Bilder 2020 by Christoph Keller • Das Kopieren, Weitergeben und/oder die sonstige Verwendung dieses Textes oder der enthaltenen Bilder, ganz gleich in welcher Form, auch auszugsweise, ist ohne Erlaubnis des Urhebers untersagt.
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5 Kommentare zu „Review: SmokerStore Taifun GX“
Herzlichen Dank für den sehr ausführlichen und unterhaltsam geschriebenen Test!
Einige Fragen und Anmerkungen, da ich aufgrund des Tests sehr an dem Gerät interessiert bin:
Wie offen sind die 3 x 1,8 mm. Da ich keinen Taifun kenne: Kann man das Vergleichen mit FEV 4.5 mit 1×2,1 , 2x 2.1,… oder wie die Brunhilde mit grösstem Luftschraube?
Wie offen ist der GX ohne Airdisc? Wie FEV 4.5 mit 2×2.1 oder wie FEV komplett ohne Luftschrauben?
„Der größte Schwachpunkt eines Topcoilers, der ja im Grunde nichts anderes ist als ein Tröpfler mit Tank (RDTA = Rebuildable Dripping Tank Atomizer), ist die Tatsache, dass er ausläuft, so man ihn beispielsweise hinlegt. “
Brunhilde ist der einzige Topcoiler den ich kenne. Der ist auch bei aktuellen Sommertemperaturen jenseits der 30 Grad im Liegen noch nie ausgelaufen.
Von welchem MTL-RTA ist hier die Rede: „die Proportionen des Taifun GX sehr stark denen eines der besten MTL-RDTAs“?
Bißchen schwierig ist für mich der Vergleich mit dem FeV, den ich so genau nicht kenne, zumindest nicht so, dass ich den Vergleich mit den genannten Luftschrauben anstellen könnte. Was ich aber sagen kann, ist, dass ein Taifun und ein FeV grundsätzlich sehr unterschiedlich sind. Das liegt allein schon an der riesigen Kammer, die der FeV hat. Hier gelten ganz andere Strömungsverhältnisse wie bei einer sehr kleinen Kammer. Was die Brunhilde MTL angeht, ist diese ja mit der größten Luftschraube noch immer für DTL sehr restriktiv. Auch hier kann man schlecht mit dem Taifun GX vergleichen.
Wenn man die Brunhilde längere Zeit hinlegt oder gar auf den Kopf stllt, läuft sie garantiert aus, was aber bei so ziemlich jedem Verdampfer so ist. Den GX kann man quasi „abschließen“, so, dass er total dicht ist, ähnlich dem N[duro]; nur funktioniert das bei beiden unterschiedlich.
Der MTL-RDTA, den ich meine, ist der ByKa Caiman RDTA aus Minsk, der hierzulande praktisch nicht zu bekommen ist.
Abschließend zum Taifun GX: bei den 3 x 1,8-Inserts ist er mir persönlich für DTL zu restriktiv, da gefällt er mir ganz ohne Disks eigentlich besser, da ist er halbwegs offen, wenn auch noch immer restriktiv.
Hey Christoph,
ich kann mit Videoreviews nichts anfangen und bin über Google auf Deinen Beitrag gestoßen.
Eigentlich suche ich einen nicht ganz so offenen DL als Nachfolger für meinen GtIV.
Bisher war ich mir unschlüssig, aber Dank Dir habe ich jetzt irre Lust auf MTL mit dem Kleinen hier, dass ich ihn mir nach dem Lesen des Artikels bestellen musste („Der Zipfel, der Zapfel“ kommt rein).
Ich danke dir herzlich für die sehr schön emotional geschrieben Zeilen und für den trotzdem fachlichen Inhalt, das Lesen hat echt Spaß gemacht!
Vielen Dank Dir für die zügige Antwort.
Aufgrund dieser hast mir schon sehr geholfen. Ich gehe mal davon aus, dass für Dich restriktiv definitiv wesentlich offener ist als für mich (Bruni MTL mit grösster Luftschr.) . In dem Fall denke ich, dass vielleicht einmal 3×1,8 mit geschlossener Airdisc für mich passen könnte.
Hab gestern nachmittag bei 30 Grad im Schatten 2 Bruni MTLs gedampft und sie mit Absicht immer hingelegt, Keine ausgelaufen, noch nicht mal geblubbert.
Mein Galaxies MTL RDTA ist nach 1 Minute ausgelaufen. Deswegen meinte ich , dass unter regulären Umständen die Bruni auslaufsicher ist. Dampfe aber auch nur extrem VG-lastiges.
Das Prinzip des verschlossenen Tanks kenne ich vom Squape Emotion. Der läuft zwar auch nicht am Tank aus aus, hat aber bei diesen Temperaturen immer feuchte Luftlöcher wo Tropfen durchkommen. Das haben Bruni und FEVs nicht. Weswegen ich sie sehr schätze.
Vielen Dank für den Tip mit dem ByKa Caiman RDTA . Wünsche Dir einen guten Start in die neue Woche 🙂
Habe jetzt nochmal nachgerechnet:
also meine favorisierten Luftströme für restriktives DL sind
FEV 4.5s+: 2x 2.1mm ≙ 1x 3.0mm
Bruni MTL: 1x 2.5 mm
Taifun GX:
2×1.5mm ≙ 1x 2.1mm
6×1.2 mm ≙ 1x 2.9mm
3×1.8mm ≙ 1x 3.1mm
6×1.5mm ≙ 1x 3.7mm
Die beiden mittleren Airdisc-Kombis dürften am ehesten meinen Gewohnheiten entsprechen.
Und am nähesten wohl wirklich das Setup mit doppelt 3×1.2mm