Ansichten von Christoph Keller

Steam Crave ist in der Dampferwelt bestens bekannt. Deren Aromamizer-Reihe, die auf eine echte Tradition verweisen kann, war der eigentliche Aufhänger für den Erfolg des Unternehmens. Merkmal bei den Aormamizern war unter anderem speziell deren Größe, wobei Fassungsvolumina von 10 ml und Verdampferdurchmesser von 30 mm und mehr durchaus zur Regel gehören. 

Mit dem neuen Mini Robot Kit prischt Steam Crave nun in eine ganz andere Region vor und beginnt damit, sich in den hart umkämpften MTL-Markt einzumischen.

Das neue Produkt fällt schon deswegen aus der Reihe, weil es den Begriff „Mini“ im Namen trägt und tatsächlich, verglichen mit den üblichen Steam Crave-Produkten, in eine Lücke springt, um die sich in letzter Zeit eigentlich kaum ein Hersteller so richtig gekümmert hat.

Persönliche Vorüberlegungen

Ich persönlich halte beide neuen Komponenten für interessant, den Mini Robot RTA genauso wie den Mini Robot-Mod. Es ist erfreulich, dass Steam Crave die beiden sowohl als Kit also auch jeweils einzeln anbietet. Im Falle des Kizoku Oaker Kits ist zwar der Shima RTA einzeln erhältlich, aber leider nicht der sehr interessante Oaker Tube Mod mit seinen 19 mm Durchmesser. Das finde ich hier bei Steam Crave wesentlich besser.

Steam Crave Mini Robot RTA Review TestberichtUm ehrlich zu sein, hat mich zunächst im Grunde nur der Tube-Mod angesprochen, den RTA habe ich mir erst im Nachgang angesehen. Es kommen einfach zuviele MTL-Selbstwickler auf den Markt, als dass man sich jedem von ihnen widmen könnte. Viele Hersteller springen auch einfach nur auf den MTL-Zug auf, um zu partizipieren, lassen aber wenig Initiative erkennen, um der Kundschaft wirklich und ehrlich ein taugliches Gerät anzubieten.

Ohne jetzt Namen zu nennen: wenn ein Hersteller tatsächlich einige Reviewer braucht, die ihm mitteilen, wie eine Airflow bestimmt nicht funktionieren kann, frage ich mich schon, mit wieviel Kompetenz oder Desinteresse man als Konstrukteur am Werk war. Wenn dann noch die Topcap und das Driptip wackeln, haben wir eigentlich den worst case eines Produktes, das man eben besser nicht kauft, nicht verkauft und das eigentlich gar nicht erst in den Verkauf gehen sollte. Aber Hauptsache, man schreibt auf irgendeinen Fummel draußen „MTL“ auf die Schachtel und los geht’s. Ein paar „Tester“, die das Produkt ganz nebenbei in einigen Facebook-Gruppen auf jeden Fall bombe und hammer finden, werden sich schon finden, wenn sie was umsonst bekommen.

Eben vor diesem Hintergrund bin ich inzwischen vorsichtig geworden, aber das ist nicht weiter schlimm. Normalerweise genügt ein Blick auf die Produktfotos hinsichtlich Deck und Glocke und man hat ein Gefühl dafür, womit man es zu tun hat – zumindest mit einiger Erfahrung und etwas Verständnis für die Materie.

Im Falle des Steam Crave Mini Robot RTA muss man aber schon etwas genauer hinsehen, um sich ein Urteil zu bilden. Es gab in der Vergangenheit schon einige Verdampfer mit Topairflow und ich zucke gerne zusammen, wenn ich sehe, dass der Luftauslass die Luft oberhalb der Coil in die Glocke jagt, von wo aus sie sich den direkten Weg zum Kamin sucht, um mit der Coil, geschweige denn dem Dampf gar nicht erst in Berührung zu kommen.

Nehmen wir zum Beispiel einen relativ erfolgreichen DTL-Verdampfer der schon etwas länger produziert wurde, der aus meiner Sicht einer der Verdampfer ist, die mit am wenigsten Geschmack produzieren. Die dort aus meiner Sicht vollkommen fehlkonstruierte Airflow wurde sogar in die Nachfolgeversion übernommen. Wie man so etwas ernsthaft anbieten kann, ist mir absolut rätselhaft. Okay, dabei geht es um einen DTL-Verdampfer, aber das ist im Grunde egal. Denn für jedes Produkt dieser Art sollte nicht das Marketing und der Hype (Wer hypt, hat’s nötig!) das Kriterium sein, sondern die Authenzität der Entwickler, um ein Produkt anzubieten, das einfach eine gewisse Qualität bietet.

Und aus dieser Ausgangslage heraus war ich dem kleinen Mini Robot RTA eben nicht so zugetan, das gebe ich zu. Dennoch habe ich mir einen zum Testen bestellt, weil erstens Steam Crave es eigentlich nicht verdient, dass man sie links liegen lässt und ich zweitens in diesem Fall sicher gehen wollte, nichts zu versäumen. Nachdem ich ihn mir – physisch vorliegend – genauer angesehen habe, hatte der Mini Robot RTA jedoch recht schnell meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Den Mini Robot Mod hatte ich mir schon zuvor zu Gemüte geführt.

 

Das Mini Robot-Kit

Wie bereits erwähnt, bietet Steam Crave den RTA und den Mod jeweils separat an aber auch gemeinsam im Kit, wobei dann gegenüber dem Einzelkauf der Preis etwas niedriger ist. Dennoch sehe ich den Einzelkauf als interessanter an, da man dann auch die Option auf unterschiedliche Farben hat. So einen Tube-Mod wie den hier vorliegenden wird man als eingefleischter MTL-User vermutlich auch gerne mit anderen Verdampfern nutzen. 

Wie dem auch sei, im Kit erhält man in einer sehr sympathisch präsentierten Schachtel beide Komponenten zusammen. Aber auch die Einzelstücke sind – wie von Steam Crave gewohnt – einfach sehr ansprechend verpackt. Sehen wir uns Mod und RTA genauer an.

 

Der Mini Robot-Mod

Es handelt sich bei diesem sehr kleinen Tube-Mod um einen geregelten und natürlich auch mit den nötigen Schutzschaltungen versehenen Akkuträger für 18650-Akkus und einem Verdampferprofil von 23 mm. Dadurch, dass kein Display vorhanden ist und der enthaltene, horizontal verbaute Chip nur marginale Funktionen übernimmt, ist die äußerst geringe Höhe von nur 8,6 cm möglich. Dass sich der Korpus im mittleren Teil des Mods noch etwas nach innen verjüngt, verleiht dem Mini Robot Mod etwas zusätzliche optische Schlankheit.

Steam Crave Mini Robot Mod DampfmatikerDer Chip, der für die Spannungsregelung und die Schutzfunktionen zuständig ist, sitzt zwischen dem Pluspol des Akkus und dem 510er-Anschluß für den Verdampfer, so, wie man es beispielsweise vom Ambition Mods Luxem oder dem Kizoku Kirin Tube Mod kennt. Entsprechend sitzt der Bedienungstaster des Gehäuses direkt am Schalter des Chips, was für wenig und somit relativ unanfällige Mechanik sorgt. 

Der kleine Taster, auf dem das Konterfei eines Roboters zu sehen ist, funktioniert erwartungsgemäß sehr sauber, mit einem gut wahrnehmbaren Druckpunkt und ohne Irritationen.

Die gesamte, zur Verfügung stehende Bedienung des Akkuträgers wird über diesen einen Taster vorgenommen. Ein Fünffach-Druck schaltet den Mini Robot wahlweise aus oder ein, wobei zur Rückmeldung die kleine, integrierte LED kurz in den drei Farben grün-gelb-rot aufblinkt.

Über zweimaligen Klick auf den Taster wird die aktuelle Ladekapazität des Akkus angezeigt. grün = 100 – 51% | gelb = 50 – 26% | rot 25 – 0%.

Im Unterschied zum o.g. Ambition Mods Luxem und dem Kizoku Kirin lässt sich beim Mini Robot die Spannung rudimentär regeln. Dies geschieht über einen 3-fach-Klick. An der Stelle sei angemerkt, dass diese Regelung nicht so funktioniert, wie es bei manchen Anbietern zu lesen ist. Es entsteht teilweise der Eindruck, man könnne die Spannung „frei“ wählen. Das ginge jedoch nur, wenn in der Elektronik ein Upstepper integriert wäre, der die anliegende Akkuspannung hochtransformieren kann. Dem ist aber nicht so, vielmehr funktionieren die drei Einstellungen eher als Begrenzung für eine maximal gewünschte Spannung.

Steam Crave Mini Robot Mod DampfmatikerZur Auswahl stehen dabei 3,5 Volt (rote LED-Meldung nach Dreifachklick), 3,8 Volt (gelbe LED-Meldung) und „Maximum Power“ (grüne LED-Meldung), was gleichbedeutend mit dem ByPass-Modus ist, bei dem die aktuell vorhandene Spannung des Akkus ungeregelt an den Verdampfer abgegeben wird. Das dürften in so gut wie keinem Fall die gerne angegebenen 4,2 Volt sein, da selbst ein voll geladener Akku unter Last diese Spannung kaum abgibt.

Anders ausgedrückt: ist der Akku bereits so verbraucht, dass er nur noch 3,6 Volt abgibt, wird auch nicht mehr am Verdampfer anliegen, wenn man den Mini Robot auf 3,8 Volt einstellt. Dennoch hat diese Regelfunktion gegenüber den anderen Adepten einen gewichtigen Vorteil, insbesondere die begrenzenden Einstellungen von 3,5 und 3,8 Volt.

Gerade im Zusammenspiel mit dem Mini Robot RTA, der wie wir sehen werden, im Betrieb etwas wärmer zugange ist, hat man die Möglichkeit, bei einem vollen Akku die Spannungsabgabe so zu begrenzen, dass in Kooperation mit dem richtigen Widerstand in der Verdampferwicklung die gewünschte Leistung entsteht, ohne, dass diese sich über den Nutzungsverlauf des Akkus ständig verringert.

Angenommen, man möchte den Verdampfer mit einer Leistung von 12 Watt betreiben, dann kann man mit Hilfe des Ohmschen Gesetzes durch den entsprechenden Widerstand der Coil und der eingestellten Spannung von 3,5 Volt recht zuverlässig die gewünschte Leistung fixieren und wird erst relativ spät mit nachlassendem Geschmack und Dampf konfrontiert, eben erst dann, wenn die vorhandene Spannung des Akkus unter die eingestellten 3,5 Volt fällt.

Das wirkt nun zusammen genommen alles nicht so, wie man es von einem geregelten Akkuträger gewohnt ist, aber zumindest erhält man in dieser äußerst handlichen Baugröße die Möglichkeit, die übliche Schwäche eines Mechmods (ständig abfallende Spannung, sich ändernder Geschmack) zu kompensieren.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass der Chip des Mini Robot laut Steam Crave wasserdicht ist. Sollte der aufgeschraubte Verdampfer einmal siffen und Liquid auf den Chip treffen, wird es ihn nicht beschädigen; vielmehr kann der Chip in solch einem Fall auch seiner Schutzaufgabe nachkommen, indem er beispielsweise einem Kurzschluss vorbeugt. Der Chip ist über drei Schrauben fixiert und recht einfach auszutauschen, da sich die Kappe, die ihn beinhaltet, abschrauben lässt. 

Steam Crave Mini Robot Mod DampfmatikerWas mir sehr gut gefällt, ist die Akkufixierung im Akkudeckel. Man schraubt die Akkuabdeckung von außen ab oder auf. Da die 18650-Akkus im allgemeinen in der Länge leicht variieren und dennoch ein sauberer Kontakt zum Chip gewährleistet werden muss, würde der Akkudeckel je nach Akku unterschiedlich weit aufgeschraubt werden müssen.

Diesem Umstand wird hier Rechnung getragen, indem der Akkudeckel bis zum Anschlag ganz aufgeschraubt wird und im Anschluß mittels der inneren drehbaren Schraube der Akku fixiert wird. Entsprechend sollte man die innere Schraube vor dem Zudrehen der gesamten Abdeckung soweit nach außen bewegen, dass der Akku beim Zudrehen der Abdeckung nicht beschädigt wird. Erst dann sollte man die Fixierung vornehmen, das auch nur soweit wie nötig – also eher mit Gefühl, als mit Brachialgewalt zu versuchen, ob es noch fester geht.

Diese Lösung gefällt mir besser als bei anderen Tubemods, wo die gesamte Abdeckung zumeist innerhalb der Hülse bewegt werden muss, was die Angelegenheit für Grobmotoriker umständlich macht. Einfach von außen auf- und zuzudrehen empfinde ich als praktischer.

Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass der Mini Robot Mod aufgrund seiner Bauweise nicht über eine Ladeelektronik verfügt und somit auch nicht über einen entsprechenden USB-Anschluß. Das wird man nicht als Nachteil werten können, erstens, weil solche Mods bauartbedingt keinen USB-Ladeanschluss ermöglichen und zweitens, weil Menschen, die solche Mods kaufen, auch über wenigstens ein externes Ladegerät verfügen, das sie ohnehin dem internen Laden in Akkuträgern vorziehen werden.

Insgesamt macht der Mini Robot Mod einen überaus robusten und wertigen Eindruck. Dank seiner Form liegt er auch sehr gut in der Hand. Ich kann mir vorstellen, dass er – gegebenenfalls auch einzeln ohne den Mini Robot RTA – viele Freunde finden wird.

 

Der Mini Robot RTA

Steam Crave Mini Robot RTA DampfmatikerWenn man sich das bisherige Betätigungsfeld von Steam Crave so ansieht, kann man dem Hersteller einen gewissen Hang zum Gigantismus nicht wirklich absprechen. Die berühmten Aromamizer werden nicht umsonst gerne auch „Aromaeimer“ genannt: 30 mm Durchmesser beim Plus oder sogar 41 mm beim Titan (mit nur noch 28 ml Tankvolumen!) lassen den Begriff  „Mini“ im Mini Robot RTA mit 23 mm Durchmesser und einer Höhe von gerade einmal 28 mm (ohne Driptip) als sehr gerechtfertigt erscheinen – umso mehr, als dass der Mini Robot RTA vom selben Konstrukteur stammt wie der Titan: Bj Shi.

Für mich sehr interessant ist, dass die Konstruktion des Mini Robot RTA nicht ohne weiteres von außen erkennbar ist. Es wurde im Ganzen mit eher unkonventionellen Proportionen und Parametern gearbeitet, wo sonst klarere Merkmale vorherrschen. Das beginnt bei den sehr unüblich angesetzten Airflow-Einlässen oben an der Topcap, die augenscheinlich eine diagonale Richtung einschlagen. Diagonal ist auch die Befüllung, der man auf den ersten Blick von außen auch nicht wirklich folgen kann. Und ein Drittes: die entgegen aller Konventionen mehrfach abgesetzte Glocke, die mich vom äußeren Eindruck her eher abschreckt – zumindest war das so lange so, bis ich den Kleinen in der Hand hatte und mir das Innenleben genau ansehen konnte. 

 

Mini Robot RTA – was kommt mit?

In der, wie von Steam Crave gewohnt, sehr ansprechend aufgemachten Verpackung des Mini Robot RTA finden wir neben dem RTA selbst ein gerades Ersatzglas, entsprechend dem vorinstallierten, mit dem der Verdampfer ein Füllvolumen von 2 ml aufweist. Dazu liegt noch ein Bubble-Glas bei, das die Liquidkapazität auf 3 ml erweitert. Wir finden ein nettes Schächtelchen mit einer sehr großzügigen Ersatzriege an O-Ringen, sowohl in weiß wie auch in schwarz, zwei vorgefertigte, einfache Edelstahlcoils (kein Clapton!), den bewährten T-förmigen Schraubendreher, einen Steam Crave-Aufkleber und vor allem ein alternatives Driptip aus Delrin, das jedoch exakt die gleiche Form aufweist wie das vorinstallierte Driptip aus Edelstahl.

Last but not least finden wir auch die alternativen Airflow-Pins, mittels derer der geneigte MTL-Dampfer und die engagierte MTL-Dampferin den Mini Robot auf die persönlichen Vorlieben einstellen können.

 

Diagonales Topfill?

Man sieht beim Mini Robot RTA von außen die Öffnungen sehr schön, aus denen beim Einfüllen das Liquid nach innen in den Tank einläuft. Auch diese Kanäle verlaufen wie die Airflow diagonal durch den oberen Teil des Tanks. Und es sind wirklich vier (4) eigenständige Öffnungen. Entscheidungsschwache Menschen könnten an der Stelle tatsächlich Probleme bekommen, welche Öffnung sie benutzen wollen.

Steam Crave Mini Robot RTA DampfmatikerAber Schurz beiseite, die Einfüllöffnungen sind so konzipiert, dass schlicht und einfach genug Luft austreten kann, damit der Tank zügig und zielsicher befüllt werden kann. Die Öffnungen sind dabei gerade so großzügig bemessen, dass man mit einer üblichen Flaschenspitze bei korrektem Ansatz munter drücken kann, ohne dass etwas daneben geht.

Allerdings erfordert das Unterfangen eine gewisse Konzentration wenn die Flaschenspitze sich nicht etwas in der Öffnung versenken lässt. Dann heißt es, wirklich sehr exakt ansetzen, bzw. die Spitze möglichst so aufzusetzen, dass sie an der Kante etwas abdichtet. Hört sich vielleicht komplizierter an als es ist.

Der wesentliche Vorteil der diagonalen Richtung ist, dass man den Tank nahezu bis an die Oberkante füllen kann, wenn man ihn etwas schräg hält. Bei einem Volumen von 2 ml ist das durchaus ein Vorteil. Wie auf dem Foto zu sehen ist, wird zum Nachfüllen nicht die gesamte Topcap geöffnet, sondern nur ein Ausschnitt in der Mitte, der gleichzeitig auch die Driptip-Halterung darstellt. Wenn also ein bißchen gelockert ist, lässt sich dieser Verschluss recht handlich über das gut sitzende Driptip abdrehen.

 

Wat is’n Dampfmaschinn?

Sehen wir uns die innere Konstruktion des kleinen MTL-Recken genauer an.

Das Wickeldeck selbst sitzt wie gewohnt auf der Base, aber nicht so, wie man es gewohnt ist. Tatsächlich passt die Base nur in einer einzigen Stellung zum Zudrehen auf die Glocke, nämlich so positioniert, dass die Coil samt Führungen oben in der Glocke fixiert zu liegen kommt. Damit danach dennoch geschraubt werden kann, ist das Deck auf der Basis drehbar gelagert.

Steam Crave Mini Robot RTA Dampfmatiker

Man sieht das sehr schön, wenn man die Base mit einer Hand festhält und die Pluspolschraube am 510er-Anschluß mit einem Schraubendreher nach rechts bewegt. Das Wickeldeck dreht sich dann mit. Das habe ich so noch nicht gesehen – gebe ich gerne zu.

Ferner wird das gesamte Deck von unten mit Liquid unterspült, so, dass das Liquid durch die horizontalen Bohrungen zur Watte aufsteigen kann – im Prinzip so, wie man es von den Aromamizern her kennt. Die von außen sichtbaren Liquidöffnungen sind also nur „Kanäle“ unter das Deck, damit das Liquid seinen Weg möglichst ungehindert findet.

Auf dem Foto rechts sieht man am Deck sehr gut die beiden erhabenen Stege, die als Führung bei der Coil-Justierung dienen. Man sollte diese auch wirklich so benutzen, dass die Coil exakt dort zu liegen kommt, wo es die beiden Führungen vorgeben – vorzugsweise mit einem Coildurchmesser von nicht mehr als 2,5 mm. Denn nur dann ist die ordnungsgemäße Funktion der Airflow gewährleistet. Das ist tatsächlich recht ähnlich zu der Coilposition im Taifun GX, denn auch dort verläuft der Luftstrahl: diagonal! Dazu gleich mehr.

Eine Coil auf dem Deck anzubringen erfordert weder große geistige Anstrengungen noch eine besondere Erfahrung. Schrauben und Befestigungspfosten sind selbsterklärend. Alles ist sehr gut zugänglich gebaut und die Coilbeinchen sind auf einfache Weise mittels der großzügig dimensionierten und gut greifbaren Schrauben zu fixieren. Es spielt auch keine Rolle, in welche RIchtung man seine Coil dreht, da wahlweise links oder rechts der Schrauben gesetzt werden kann.

Wenn wir uns das Foto genauer ansehen (deswegen ist es auch etwas größer als die anderen dargestellt), sehen wir, wie das Deck beim Zuschrauben in der „Glocke“ zu liegen kommt. Das Wort „Glocke“ steht hier in Anführungsstrichen, denn eigentlich gibt es keine Verdampferglocke! Das gesamt Wickeldeck verschwindet praktisch in diesem Hohlraum, wobei die Coil selbst direkt in der Aussparung direkt unter dem Kamineingang zu liegen kommt. Dort sehen wir links und rechts die Airflow-Austritte, eben diagonal so ausgerichet, dass sie den unteren Teil der Coil anstrahlen – wirklich ähnlich zum Taifun GX – allerdings mit dem Unterschied, dass dort die Luft von unten diagonal eintritt. 

Das hat ferner die Konsequenz – ebenso wie beim Taifun GX – dass die Position der Coil, bedingt durch die diagonal gerichtete Luftströmung nur eine optimale Position hat, nämlich diejenige, die durch die beiden Stege vorgegeben ist. Zieht man die Coil niedriger, geht die Luft zu weit oben an der Coil vorbei; zieh man sie höher, wird die Coil nicht ausreichend gekühlt, weil auch dann der Luftstrom die Coil unterhalb ihres Corpus passiert.

Wie sehen auch, es gibt es innerhalb der Glocke des Mini Robot RTA keine Verdampferkammer wie wir es von anderen RTAs kennen. Die Coil sitzt tatsächlich direkt unter dem Kamin, der noch dazu recht kurz ist. Von der Airflow einmal abgesehen erinnert diese superkleine Kammer an die letzten Stattqualm-Verdampfer N[duro] und A[rise]. Die beiden stellen der Coil auch keine konventionelle Verdampferkammer zur Verfügung – dennoch gelten sie durchaus als geschmackliche Referenz.

Steam Crave Mini Robot RTA DampfmatikerDie Airflow selbst besteht indes wirklich nur aus den beiden diagonalen Kanälen, deren Durchlass über austauschbare Pins eingestellt werden kann. Im Lieferumfang befinden sich drei Paare mit jeweils den folgenden Durchmessern:

• 0,8 mm

• 1,2 mm

• 1,6 mm

Das Pärchen mit 1,2 mm ist ab Werk vorinstalliert. Ich habe die Größen 0,8 und 1,2 ausprobiert und bin dann am Ende bei einmal 0,8 und einmal 1,2 hängen geblieben. Zweimal 1,6 mm habe ich gar nicht erst ausprobiert, das geht mir schon zu offen in die für mich irrelevante Richtung restriktiven DTL-Dampfens.

Sollte man nur eine Seite belüften wollen, ist auch das möglich, denn es liegt auch noch ein blinder Pin bei, mittels dessen sich eine Seite ganz verschließen lässt. Die Pins haben übrigens eine Rändelung, wodurch sie auch ohne Schraubendreher einfach zu applizieren sind, ein fingerfestes Andrehen genügt durchaus. Immerhin lässt sich dadurch auch die Airflow ändern, ohne den Verdampfer zu öffnen.

Im Ganzen erinnert die Konstruktion etwas an den Ambition Mods Bishop RTA, im weiteren Sinne auch an den Flash-e-Vapor. Beide funktionieren nach dem Prinzip der Seitwärtsairflow und haben ihrerseits schon bewiesen, dass das System für einen exzellenten Geschmack durchaus vertretbar ist. Neu ist hier jedoch aus meiner Sicht die diagonale Luftrichtung sowie die nicht vorhandene Verdampferkammer.

 

Dampf und Geschmack

Ich war wirklich äußerst gespannt, wie sich der kleine Mini Robot RTA nun dampftechnisch so macht. Um ehrlich zu sein, habe ich jetzt nicht direkt intergalaktische Neuerkenntnisse hinsichtlich neuer Dampfwelten erwartet, dazu ist das Repertoire an hervorragenden MTL-Verdampfern in letzter Zeit zu sehr bereichert worden. Man denke an BP Mods Pioneer, Ambition Mods Bishop, Aspire Neeko und gerade seit kurzem an den Arcana Mods Chariot. Den Stattqualm A[rise] muss ich gar nicht erwähnen, der spielt bei mir nach wie vor ganz vorne mit.

Fassen wir zunächst noch einmal zusammen:

• Es existiert keine Verdampferkammer im eigentlichen Sinne.

• Die Coil sitzt direkt unter dem Kamin, unweit der Lippen.

• Die Coilposition ist konstruktionsbedingt präzise vorgegeben.

Der Mini Robot RTA lässt also seiner Benutzerin oder seinem Benutzer nicht sehr viele Freiheiten bezüglich der Wicklung und er bietet auch keine Spielwiese für mannigfaltige Coilpositionen. Ebenfalls folgt aus der Konstruktion insgesamt, dass der Dampf, der aus dem Driptip austritt, nicht wirklich gekühlt wird – dazu ist der Weg zu kurz.

Benutzt man beispielsweise eine Coil wie die mitgelieferten (Widerstand 0,5Ω), feuert man bei 3,5 Volt immerhin eine Leistung von satten 24,5 Watt (7 A • 3,5V) in den Verdampfer. Man ist hier wesentlich besser beraten, mit höheren Widerständen zu arbeiten, so dass eher moderate Leistungen zur Anwendung kommen. Ich habe eine Edelstahl-Coil mit 0,9 Ω verbaut, was dann zu einer Leistung von etwa 13 Watt führt. Der Dampf ist dann immer noch etwas wärmer als bei anderen Verdampfern, aber für mich persönlich im grünen Bereich.

Immerhin wird man dafür durch etwas anderes entschädigt: der kleine Mini Robot RTA schmeckt für mich einfach umwerfend und liefert einen substanziell dichten, intensiven Dampf. Bezüglich der Dampf-/Geschmacksqualität würde ich ihn etwa zwischen dem Neeko und dem Chariot auf gleichem Niveau wie den Bishop einstufen.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich dieser Verdampfer mehr als überrascht hat – und das auf ganzer Linie. Er ist anders konstruiert, als man es kennt, aber dahinter steckt meines Erachtens weniger der Wille, extravagant zu sein, sondern offensichtlich viel Engagement seitens des Konstrukteurs, ein Konzept umzusetzen, dass zuverlässig ein besonderes Dampferlebnis produziert.

Man muss auch sehen: der Mini Robot RTA ist eigentlich der erste, wirklich selbstständige MTL-Selbstwickler von Steam Crave. Man wird sicherlich darauf aufbauen; für ein Erstlingswerk kann er mich mehr als überzeugen.

 

Abschließend

Steam Crave schließt mit dem Mini Robot sowohl als Kit als auch in den Einzelkomponenten zweifelsfrei eine Lücke im gegenwärtigen MTL-Markt. Ein so kleines handliches Kit in Tube-Form, das noch dazu regelbar ist, wenn auch nur rudimentär, das so gut funktioniert, harmoniert und auch noch anspruchsvolle Dampferinnen und Dampfer auf hohem Niveau befriedigen kann, war in letzter Zeit so nicht verfügbar.

Der Mod ist robust, handlich, funktioniert einwandfrei und fühlt sich gut an. Zusammen mit dem Mini Robot RTA, der klein ist und noch dazu vollkommen auslaufsicher und sifffrei, erhält man hier ein hervorragend schmeckendes Kit, das gerade für unterwegs den passenden Form- und Größenfaktor mitbringt.

Zugegeben, der Verdampfer ist so klein und filigran konstruiert, dass Grobmotoriker vielleicht abgeschreckt werden. Das Abschrauben der Basis ist etwas fummelig, da sich das Deck intern fixiert und man hat an der Topcap relativ wenig Angriffsfläche. Um die Airpins händisch zu bedienen, benötigt man etwas spitze Finger, ebenso für das Aufschrauben der Driptiphalterung zum Befüllen.

Das wären für mich persönlich schon so ein paar Kriterien, die mich abschrecken könnten – würde der Verdampfer nicht andererseits soviel Spaß und Freude beim Dampfen selbst bereiten!

Ich möchte sagen: Steam Crave hat hier eine sehr gute Arbeit geleistet, die beachtenswerter als vieles ist, was in letzter Zeit eher lieblos auf den Markt geworfen wurde. Gewiss ist, der Mini Robot RTA wird so ein bißchen polarisieren, aber das macht nichts. Es muss ja nicht alles allen gefallen. Diejenigen, die sich auf ihn einlassen und ihn zu schätzen lernen, werden große Freude an dem kleinen MTL-Knecht haben. Da bin ich mir ganz sicher.

 

Steam Crave Mini Robot Mod • Plus & Minus:

Plus: 

  • klein, handlich, rudimentär regelbar mit allen Schutzfunktionen
  • Verarbeitung und Materialien sehr ordentlich
  • hervorragendes Handling

Minus:

  • dazu fällt mir ehrlich nichts ein

Steam Crave Mini Robot RTA • Plus & Minus:

Plus: 

  • sehr klein
  • hervorragende Dampf- und Geschmacksqualität
  • innovativer Ansatz
  • auslaufsicher und sifffrei

Minus:

  • bei entsprechend ungünstiger Wicklung zu warmer Dampf
  • Handling etwas unwirsch

© Text und Bilder 2021 by Christoph Keller • Das Kopieren, Weitergeben und/oder die sonstige Verwendung dieses Textes oder der enthaltenen Bilder, ganz gleich in welcher Form, auch auszugsweise, ist ohne Erlaubnis des Urhebers untersagt.
Das Verlinken zu diesem Review ist jedoch erlaubt und erwünscht.

Scroll to Top

Ihr Rezept wurde gespeichert

Wir werden Ihr Rezept überprüfen und dann freischalten.

WordPress Cookie-Hinweis von Real Cookie Banner