Den Stattqualm SQuape N[duro] finden Sie bei Dampfmatiker hier.
Testbericht von Christoph Keller
Ich muss zugeben, dass ich die Produkte der Schweizer Dampferschmiede Stattqualm vor meiner intensiven Auseinandersetzung mit MTL-Selbstwicklern nicht so berücksichtigte, wie es vielleicht angemessen gewesen wäre. Bei unseren redaktionellen Überlegungen (DAMPFERmagazin) zur Auswahl für den Test bezüglich neuerer Produkte war jedoch klar, dass Stattqualm nicht fehlen darf. Und so hat dann doch ein einsamer SQuape N[duro] MTL den Weg zu mir gefunden. Und ich bin mehr als froh darüber!
Bevor ich mich im Detail des N[duro] annahm, sah ich mir noch Philgoods Vorstellung dieses Verdampfers an. Phil macht das immer so schön detailliert und liebevoll und ich denke, er ist sehr authentisch. Der Effekt davon, dieses Video zu sichten, war, dass ich vor dem Umgang mit dem N[duro] einen Riesenrespekt hatte, denn allein die Optik des Innenlebens hat mich etwas befremdet. Ich fragte mich auch, wieso die Konstrukteure von Stattqualm um alles in der Welt einen solchen Aufwand betreiben. Deck mit Closing-Ring, emataliert, eine Liquidführung über zwei getrennte Bauteile hinweg, ich fand das alles höchst befremdlich und aus der Ferne betrachtet irgendwie dazu prädestiniert, Fehlfunktionen zu begünstigen.
Entsprechend skeptisch nahm ich mir den N[duro] also vor. Um es kurz zu machen: weder die Konstruktion, noch der praktische Umgang hinsichtlich des Wickelns, noch irgendein anderer Punkt brachten auch nur die Spur eines Problems mit sich. Das absolute Gegenteil war der Fall: alles war sofort ersichtlich, die Wicklung so einfach wie nie, das erste Dampferlebnis umwerfend. Wie kommt das?
Die Antwort ist so simpel wie beeindruckend: mit dem N[duro] hat man einen Verdampfer in Händen (oder am Mund), der eine lange Entwicklungsevolution seitens der Konstrukteure reflektiert, die offensichtlich ihren Job aus Passion machen. Man spürt förmlich, dass es das Ziel war, aus den vorangegangenen Produkten alle Erkenntnisse in diesen Verdampfer einzubringen und umzusetzen. Im Volksmund wird so etwas „Erfahrung“ genannt. Sie wirkt jedoch nur dann, wenn die Niederlagen für neue Höchstleistungen zugrunde gelegt werden. Ich will damit nicht sagen, dass ältere Produkte von Stattqualm als Niederlagen zu betrachten wären, aber wenn ich meinen SQuape X[s] Dream mit dem N[duro] vergleiche, dann ist das nicht weniger als ein Quantensprung.
Ich muss noch ein zweites zugeben: es fällt mir sehr schwer, die eigenständige Konstruktion des N[duro] hier in Worten zu beschreiben. Ausnahmsweise verweise ich hier auf die Bilder, die mehr sagen als tausend Worte. Deshalb beschränke ich mich auf ein paar wesentliche Punkte, die aus meiner Erfahrung mit dafür verantwortlich sind, dass der N[duro] das ist, was er ist.
Zunächst allerdings zwei Kritikpunkte, wobei man das Niveau, auf dem ich hier meckere, hinsichtlich der Höhe nicht wirklich beschreiben kann: ich würde mich freuen, wenn der N[duro] als S-Version, also etwas kleiner, vielleicht mit 22 mm zu haben wäre. Seine 24 mm Durchmesser, seine Höhe und das damit einhergehende Gewicht verbinde ich persönlich nicht mit einem MTL-Verdampfer. Das war mit ein Grund, dass ich mir den X[s] Dream gekauft habe.
Der zweite Kritikpunkt ist das Befüllsystem. Nach dem dritten Tank lief mir der N[duro] plötzlich aus, und zwar richtig. Ich war mehr als konsterniert. Der Grund war schnell entdeckt, ich hatte beim Zurückdrehen aus der Off-Stellung versehentlich die Topcap so bewegt, dass die Befülllöcher etwas geöffnet waren. Dies verhindert dann natürlich die Bildung des Unterdrucks im Tank, was dazu führt, dass das Liquid einfach nach unten wegläuft. Wenn man diese Falle kennt, dreht man den Tank einfach in der Mitte des Korpus und alles passt. Damit sind meine Kritikpunkte abgehandelt.
Ich komme zu den Vorzügen des Gerätes, wobei ich mit meinem Lieblinsgthema beginne, der Airflow. Der N[duro] wird in zwei Versionen angeboten, einmal als MTL- einmal als DTL-Version, wobei sich das Deck insbesondere hinsichtlich der Airflow wesentlich unterscheidet. Ich habe die DTL-Version nicht zur Verfügung und muss mich deshalb auf die Eigenheiten der MTL-Version beschränken. Auf jeden Fall hat man hier gar nicht erst versucht, einen All-in-One-Verdampfer zu bauen, vermutlich, weil man sich bewusst war, wie unbefriedigend der einzugehende Kompromiss gewesen wäre.
Stattdessen hat man die Physik der MTL-Airflow so gestaltet, dass immer komprimiert wird, egal, wieviele der vier zur Verfügung stehenden Öffnungen nach außen genutzt werden. Denn die Konstruktion bedingt, dass jede einzelne Öffnung für sich die einströmende Luft komprimiert und beschleunigt, und das in sehr geringem Abstand zur Coil.
Lange Wege, Windungen und/oder Umleitungen gibt es in dieser Airflow nicht, weil sie aus nichts anderem besteht, als vier winzigen und sehr kurzen Kanälen, die praktisch unabhängig voneinander die Luft nach innen transportieren.
Die hier eingesetzte Lösung ist so schlicht wie wirkungsvoll: der Zug ist so zigarettenmäßig, dass selbst bei der weitesten Öffnung mit allen vier Kanälen immer noch ein Zugwiderstand existiert, der präzise zum austretenden Dampf passt. Es finden sich durchaus andere Verdampfer mit einem ähnlichen oder gleichem Zugwiderstand, nur liefern manche dann eben kaum noch einen überzeugenden Dampf, weder hinsichtlich der Konsistenz, noch hinsichtlich des Geschmacks und häufig eben viel zu warm. Hier passt alles so, dass man sich fragt, wieso es das nicht öfter gibt. Mehr noch, man fragt sich, wieso man „gewisse“ andere MTL-Verdampfer überhaupt genutzt hat.
Sicher, es ist auch eine subjektive Geschmacksfrage. Ein solcher Zug mag nicht jedem liegen, insbesondere dann nicht, wenn man das im ersten Teil beschriebene nicht restriktive MTL-Zugverhalten mit Widerständen weit unterhalb 1,0Ω, relativ hohen Leistungen und dicken Clapton-Coils mag. An der Stelle vermag der geneigte Nutzer jedoch mit dem alternativen Soft Closing Ring das Spektrum in Richtung mehr Offenheit zu erweitern.
Was die Airflow in ihrer Grandiosität nun noch unterstützt, ist das fast absurd kleine Volumen der Verdampferkammer. Ich konnte das nicht wirklich ausmessen, aber das Verbinden von Basis und oberem Tankteil faltet die Kammer gleichsam zusammen. Man kann sich ein Bild machen, wenn man sich vorstellt, was an Hohlraum übrig bleibt, wenn man nach oben in das ematalierte Oberteil hinein sieht. Ematalisiert bedeutet übrigens, dass ein Metallbauteil mit einer sehr widerstandsfähigen, nicht leitenden Beschichtung versehen wird, die ihrerseits luft- und flüssigkeitsdicht auf sich berührenden Bauteilen wie hier in der Verdampferkammer des N[duro] abschließen kann.
Die technische Verarbeitung macht der weltberühmten Schweizer Tradition alle Ehre. Der N[duro] liegt wie aus einem Stück in der Hand. Das Borosilikatglas trägt seinen Teil zur allgemeinen Qualität des Verdampfers bei. Die Tatsache, dass man das obere Teil des Verdampfers ohne Liquidverlust bei befülltem Tank abnehmen kann, um an die Wicklung zu kommen, ist verblüffend. Egal, welches Teil des N[duro] man sich ansieht, alles ist perfekt abgestimmt, die Verarbeitung so makellos, dass die drei Modi Dampfen, Öffnen und Abschließen absolut verlässlich funktionieren. Das heißt beispielsweise, dass, wenn man den Verdampfer auf „0“ (abschließen, Close) stellt, weder Luft noch Liquid im Inneren bewegt werden können – also in die Hosen- oder Handtasche damit und nicht mehr dran denken. Er wird nicht auslaufen.
Geschmacklich, und das brauche ich kaum noch zu erwähnen, liegt der N[duro] für mich persönlich ganz vorne. Eigentlich will ich in meinen Testberichten kaum etwas zu Geschmacksnuancen schreiben, sondern eher zur Intensität, die ein Verdampfer zu liefern im Stande ist. Beim N[duro] muss ich allerdings feststellen, dass kein anderer Verdampfer meine geliebten Tabakliquids so fein aufgelöst und mit allen Schattierungen darstellt. Das ist nicht nur ein intensiver Geschmack und ein sehr befriedigender Dampf, sondern einfach eine Stufe über dem, was ich auch von anderen sehr guten Verdampfern gewöhnt bin; und das mit einer einfachen 2,5 mm-Coil aus Ni80 28ga-Runddraht.
Mag sein, dass andere Geschmacksrichtungen wie Früchte oder Süßes nicht seine Stärke sind, ich weiß es nicht. Aber was den Tabakgenuss angeht, liegt der N[duro] von allen der von mir getesteten MTL-Selbstwickler mindestens bei den ersten zwei. Ein abschließendes Urteil werde ich im Fazit abgeben, denn es steht, während ich das hier schreibe, noch eine Lieferung aus, auf die ich sehr gespannt bin.
Aber bereits jetzt kann ich sagen: einfach mal ein paar Flaschen teures Liquid auslassen, bißchen was selbst mischen, um dann das gesparte Geld in einen der faszinierendsten MTL-Verdampfer zu investieren, die momentan am Markt zu haben sind!
Veröffentlicht in DAMPFERmagazin Nr. 59, 2019
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