Testbericht von Christoph Keller
Cthulhu Mod tut es schon wieder!
Ja, so würde ich es ausdrücken: der chinesische Hersteller Cthulhu Mod bringt erneut einen MTL-Verdampfer auf den Markt. Neben einigen weniger beachteten DTL-RDAs hatte bisher im DTL-Bereich der Mjölnir RDA als Single-Coil-RDA besonders überzeugen können. Aber im MTL-Bereich setzt Cthulhu Mod die eigentlichen Prioritäten.
Dabei tun die Konstrukteure mehr, als immer wieder alten Wein in neue Schläuche zu füllen; vielmehr ist die echte Bemühung erkennbar, dass jedes neue Gerät effektiv besser sein soll als ein Vorgängermodell.
So geht dem neu erscheinenden Mulan RDTA der 1928 RDA voraus, beides MTL-Verdampfer. Daneben hat Cthulhu mit seinen Hastur RTAs bereits unter Beweis gestellt, dass hervorragende MTL-Verdampfer durchaus aus China kommen können. Den Chinesen hier etwas vorzuwerfen, dass es nur um Schnellschüsse und große Stückzahlen ginge, damit würde man zumindest Cthulhu Mod Unrecht tun.
Ich persönlich freue mich über tatsächlich jedes neue Gerät von Cthulhu Mod, denn ich bin immer wieder erstaunt, mit wieviel Liebe zum Detail die Leute vorgehen und ich bin auch über den Austausch mit Cthulhu mehr als begeistert, da Kritik genauso gerne gehört wird wie Lob. Vor diesem Hintergrund stelle ich den neuesten MTL-Spross, den Mulan RDTA hier sehr gerne vor.
Den Cthulhu Mod Mulan RDTA finden Sie in unserem Dampfmatiker-Shop hier.
Mulan RDTA – Konstruktion
Der Mulan ist ein klassischer RDTA, das heißt, es ist ein Tröpfelverdampfer mit integriertem Tank: RDTA = rebuildable dripping tank atomizer. Vergleichbar damit ist etwa die Brunhilde MTL, der Corona in der MTL-Modifikation oder der Vapefly Galaxies RDTA. Man erhält damit die Vorteile eines Tröpflers, hat aber dennoch ein Tankreservoir, so dass grundsätzlich das Tröpfeln selbst entfällt. Allerdings handelt man sich auch die Nachteile eines Tröpflers ein, was die grundsätzliche Fähigkeit angeht, einen kultivierten MTL-Zug zu generieren. Dazu später mehr.
Der Mulan RDTA hat einen Durchmesser von 22 mm, sein Tank fasst 2 ml Liquid und das Deck ist naturgemäß als Single-Coil-Konstruktion verfasst. Unter der Coil befindet sich ein verschraubtes Airflow-Modul über dessen Austausch man sich für den Auslass unter der Coil mittels der mitgelieferten Varianten zwischen Öffnungen von 0,8, 1,4 und 2,0 mm entscheiden kann. Diese Auswahl kommt nun nicht so üppig daher wie beispielsweise beim Hastur MTL RTA aus dem gleichen Hause, ich muss aber sagen, dass die 1,4mm-Öffnung mich persönlich schon sehr anspricht. Wie immer ist mir 0,8 einfach zu straff und 2,0 bei weitem zu offen.
Die für mich optimale Airflow von 1,4 mm ergibt sich vielleicht auch aus dem objektiv gesehen sehr guten Zusammenspiel zwischen gerade diesem Durchmesser und der Konstruktion der Verdampferkammer. Cthulhu verweist hier in der Produktbeschreibung auf ein „Doppelkammer-System“, was tatsächlich in dieser Form sehr innovativ ist. Immerhin besteht das größte Problem eines Topcoil-MTL-Verdampfers zumeist darin, dass die Kammer um die Wicklung herum einfach dem äußeren Durchmesser des Verdampfers entspricht – im Gegensatz zu der praktisch beliebig kleinen Verdampferkammer in einem RTA (Tankverdampfer) bei gleichzeitig beliebigem Außendurchmesser. Als Positivbeispiel sei hier der Squape N[Duro] MTL genannt, der bei einem Durchmesser von immerhin 24 mm eine praktisch absurd kleine Verdampferkammer beherbergt.
Cthulhu Mod hatte schon beim 1928 RDA den Ansatz verfolgt, die Verdampferkammer trotz RDA-Konstruktion zu verkleinern. Andere Hersteller haben sich dieses Themas bisher kaum angenommen. Beispielsweise der Vapefly Galaxies RDA krankt genau daran, dass innerhalb der viel zu großen Glocke die Luftverwirbelungen zu heftig sind, weshalb der Galaxies RDA im direkten Vergleich nach meiner Ansicht geschmacklich immer etwas flach bleibt. Bei Brunhilde MTL hat Vapefly versucht, durch die Position der Pfosten und die obere Wölbung der Glocke den Effekt zu kompensieren. Beim Cthulhu Mod Mulan ist man nun einen gänzlich anderen Weg gegangen und hat der Topcap eine zweite, innere Glocke spendiert. Diese ist so klein, dass sie die Verdampferkammer noch mehr minimiert als es in Tank-MTL-Verdampfern üblich ist. Kurz ausgedrückt: die Konstrukteure haben diese Schwachstelle eliminiert.
Beim Wickeln muss man demzufolge darauf achten, dass die Watte nicht zu großzügig an den Deckkanten über steht, da sie sonst gequetscht wird, beziehungsweise die Topcap nicht ordnungsgemäß aufgesetzt werden kann.
Perfektioniert wird die ganze Angelegenheit durch eine kleine Auswölbung der Topcap nach oben hin, was für einen reibungslosen Luftstromverlauf von der Kammer in den kurzen Kamin sorgt. Dass die beiden mitgelieferten Driptips ihrerseits den Kamin übergangsfrei im gleichen Innendurchmesser weiterführen, sorgt seinerseits für einen sehr ausgewogenen Luftstrom im Sinne eines ruhigen, geschmacksintensiven MTL-Zuges. Es gibt keine kantigen Übergänge oder Staumöglichkeiten, wo sich Kondens sammeln könnte, was man dann plötzlich unangenehmerweise auf den Lippen oder im Mund hat. Wie wichtig eine solch korrekte Konstruktion für den Übergang von Kammer zu Kamin und von Kamin zum Driptip ist, konnte man beim Ammit MTL sehen, wo Benutzer immer wieder über Liquid oder Kondens im Driptip berichteten.
Hier lässt sich also bereits das Fazit ziehen, dass der Mulan RDTA luftströmungstechnisch und hinsichtlich der MTL-Kultur auf innovative Weise wirklich zu Ende gedacht ist. Aber grau ist alle Theorie! In der Praxis schmeckt der Mulan allerdings genau so, wonach die optische Begutachtung des Innenlebens aussieht: es liefert einen detaillierten, fein aufgelösten Geschmack, der Dampf ist sehr dicht und ausgewogenen. Auch zurückhaltende Liquids bildet der Mulan sehr überzeugend ab. Dabei wird er – entsprechende Wicklungen und Leistungen vorausgesetzt – nie besonders warm oder unangenehm im Zug.
Wicklung
Wie bei dieser Art von RDTAs üblich, befinden sich am Deck zwei Öffnungen, durch die die Watte nach unten in den Tank verlegt werden soll oder vielmehr kann. Man kann sich dieses Gefummel natürlich antun. Um das ordentlich hinzubiegen, ist es eigentlich nötig, dass man den Tank unten abschraubt, damit man die Watte, die ihrerseits ausreichend lang vorgesehen werden muss, problemlos durch die Öffnungen nach unten ziehen kann. Für mich persönlich liegt es hier jedoch näher, sich einfach zwei kleine Mesh-Röllchen zu basteln, die man dann in Länge und Durchmesser in die Watteöffnungen steckt, um die Watte im Nachgang einfach dort auf zu legen. Im Grunde die gleiche Technik wie bei den üblichen Topcoilern mit Edelstahldochten. Da der Tank des Mulan ungleich kleiner ist, funktioniert das mit kleinen Mesh-Röllchen sehr gut. Hat man das einmal vorbereitet, braucht man den Tank außer zum Reinigen nicht mehr zu öffnen und neue Wicklungen oder auch nur neue Watte sind in kürzester Zeit angebracht. Auf den Fotos zur Wicklung kann man meine Mesh-Röllchen leicht erkennen und auch, wie einfach die Watte dort aufliegt. Über Nachfluss oder Ähnliches braucht man sich dabei keine Gedanken zu machen, die physikalischen Naturgesetze (siehe „Kapillarität) erledigen alles.
Coilmäßig sehe ich die obere Durchmessergrenze für eine sinnfällige Wicklung bei maximal 2,5 mm, alles darüber würde den ökonomischen Luftstrom des Mulan beeinträchtigen. Ich gebe hier auch klar einfachen Rundrähten den Vorzug, da diese agiler sind als beispielsweise Claptons, was für ein ausgeglichenes Temperaturverhalten des kleinen Verdampfers sorgt.
Sehr schön ist, dass man die Airflow-Inserts bei installierter Wicklung austauschen kann. Sie werden über eine kleine Schraube am Rand gehalten, die sich einfach lösen lässt. Man kann dann den Insert mit einer Pinzette abnehmen und tauschen. Schraube wieder rein – fertig. Das ist für mich eine mehr als überzeugende Lösung!
Zur Physik der Airflow lässt sich noch sagen, dass es genau eine Eintrittsöffnung aussen gibt, und zwar einfach rund mit einem Durchmesser von ca. 2 mm, deren Öffnung sich durch Drehen der Topcap fein abstufen lässt. Wie man es von sauber konstruierten MTL-Recken gewohnt ist, erlaubt diese Öffnung zumindest bei den 0,8- und den 1,4mm-Inserts eine saubere Luftkompression unter der Coil. Bei Verwendung des 2,0 mm-Inserts findet dann naturgemäß keine Kompression statt, aber zumindest auch keine Dekompression.
An der Stelle hätte ich mir eine etwas größere Öffnung, vielleicht in Richtung Hastur MTL gewünscht, die das Verhältnis von Außen- zu Innenöffnung klarer spreizt. So, wie es gelöst ist, funktioniert die Airflow im Grunde sehr gut, man fragt sich jedoch unwillkürlich, ob sie nicht noch besser funktionieren könnte. Ich nehme an, es waren auch optische Erwägungen, die zu dem kleinen runden Airflow-Loch geführt haben.
Dennoch: hier fühle ich mich so ein bißchen an den Hastur Mini erinnert, dessen Airflow in Sachen Variabilität hinter der des größeren Hasturs etwas zurück bleibt.
Ausstattung
Der Lieferumfang des Mulan lässt in meinen Augen kaum Wünsche offen. Es gibt zwei Driptips, eines aus POM und eines aus Edelstahl, wobei das Edelstahl-Driptip, nicht nur weil es länger ist, für einen etwas abgekühlten Dampf sorgt, sondern nach meinem Geschmack einfach auch optisch eine geniale Einheit mit dem RDA bildet. Das kürzere POM-Driptip erscheint mit eher etwas deplatziert.
Es gibt auch insgesamt zwei Tankgläser in der Packung eines aus Glas, eines aus Kunststoff. Beim Auspacken erweckt das Kunststoff-Glas den Eindruck eines Bubble-Glases, das bei der glatten Konstruktion des Mulan vielleicht etwas unwirsch aussehen könnte. Beim Installieren stellt man dann jedoch fest, dass die äußeren Auswölbungen einfach nur für einen glatten Verlauf der äußern Linie des Verdampfer sorgen, im Gegensatz zum Echtglas, das sich etwas nach innen absetzt. Optisch vermag mich daher das Kunststoffglas mehr zu überzeugen. Das Foto oben zeigt beide Varianten.
Im Austausch mit den Cthulhu-Leuten habe ich einen Schwachpunkt des Mulan angesprochen, und zwar den einsamen O-Ring, der die Topcap hält. Man hat hier das Gefühl, dass diese etwas „zurückhaltende“ Halterung vielleicht etwas wackelig werden könnte – zumindest wäre sie mit zwei O-Ringen etwas stabiler. Nach Auskunft Cthulhus hatte man sich mit dem Gedanken getragen, fand aber nicht den Platz für zwei O-Ringe übereinander, ohne die Gesamtkonstruktion zu beeinträchtigen. Anstatt dessen wurde dann versucht, den O-Ring etwas strammer anzupassen. Aus meiner Sicht ist dies gelungen, bei meinen Testexemplaren hatte ich auch nach Wochen keine Einschränkungen, was die Stabilität der Topcap angeht. Immerhin wackelt man ja auch nicht vorsätzlich mit Gewalt daran herum. Zumindest lässt sich die Topcap mit einem vertrauenerweckenden Gefühl abziehen und wieder aufsetzen.
Zu erwähnen wäre noch der mitgelieferte Squonk-Pin, mittels dessen sich der Tank des Mulan aus einem Squonker quasi on-the-fly befüllen lässt. Der Tank wirkt dann eben wie eine Art Überfüllungspuffer, was ein Übersquonken und Herumsiffen des Tröpflers ausmerzt. Ich habe den Betrieb auf einem Squonker nicht für nötig befunden, da das Nachfüllen über die leicht abgewinkelte Einfüllöffnung neben dem Deck nach Abziehen der Topcap völlig problemlos und fix über die Bühne geht. Ein entspannteres und unaufwendigeres Nachfüllen hat mir bisher kaum ein Tank erlaubt.
Fazit
Im bisherigen Marktgeschehen betreffend MTL-Tröpflern behaupte ich mal, dass der Mulan fast alles bisher Dagewesene aus dem Land des Lächelns hinter sich lässt. Hierzu zähle ich die mehr oder weniger gelungenen Versuche eines Berserker RDA, Ammit RDA oder Galaxies RDA. Aber auch andere MTL-RDAs haben mir auf Dauer nicht wirklich Freude bereitet – mit Ausnahme meines geliebten Caiman, der aber auch in einer gänzlich anderen Liga spielt.
Der Mulan schmeckt sehr, sehr gut, er dampft auf kultivierte Art und Weise, er sieht zudem aus meinem Blickwinkel sehr nobel und wertig aus und auch die Verarbeitung ist erstklassig. Seine Bedienung ist simpel, einfach zugänglich und zuverlässig.
Wer Spaß an MTL-RDTAs hat, sollte sich den Cthulhu Mod Mulan auf jeden Fall ansehen, ich finde, es lohnt sich.
Erhältlich ist der jetzt in Deutschland verfügbare Mulan in zwei Farben: schwarz und Edelstahl. Mit einem UVP von 39,-€ spielt er im eher erschwinglichen Segment mit. Was das Preis-/Leistungsverhältnis angeht, denke ich, dass der Mulan seine Fans finden wird, was seine Fähigkeiten als Dampfkumpan angeht erst recht.
Veröffentlicht in DAMPFERmagazin Nr. 60, 2020
Und hier geht’s zum DAMPFERmagazin Online
© Text und Bilder 2020 by Christoph Keller • Das Kopieren, Weitergeben und/oder die sonstige Verwendung dieses Textes oder der enthaltenen Bilder, ganz gleich in welcher Form, auch auszugsweise, ist ohne Erlaubnis des Urhebers untersagt.
Das Verlinken zu diesem Review ist jedoch erlaubt und erwünscht.